100%
0%
Atommüll-Chaos in der Asse: Ex-Umweltminister weist Schuld von sich
Der frühere Umweltminister Niedersachsens, Wolfgang Jüttner (SPD), sieht die Schuld für die Probleme im maroden Atommülllager bei seinen Amtsvorgängern: "Das ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten, was sich Politik, Wirtschaft und Wissenschaft da geleistet haben", sagte Jüttner bei seiner Befragung als Zeuge im Asse-Untersuchungsausschuss des Landtages in Hannover. Verantwortlich für die chaotische Lagerung des Atommülls in der Asse sind nach Jüttners Ansicht führende Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Zeit von 1965 bis 1978. In dieser Zeit wurden insgesamt 126.000 Fässer mit Atommüll in den Salzstock bei Wolfenbüttel gebracht. Wegen unkontrollierten Wasserzuflusses ist das ehemalige Bergwerk einsturzgefährdet.
In seiner Zeit als Umweltminister in Niedersachsen von 1998 bis 2003 sah sich Jüttner ausschließlich mit der Aufgabe konfrontiert, die Schachtanlage in dem Salzstock zu sichern und zu schließen. "Beim Thema Asse war 1998 weder auf nationaler noch auf Landesebene etwas zu gestalten", verteidigte er seine Politik.
Die Asse in Zahlen:
- Das Atommülllager Asse entstand 1965 in einem stillgelegten Salzstock. Nachdem dort die Salzförderung 1964 aus wirtschaftlichen Gründen endete, kaufte die damalige Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) das Bergwerk. Bereits zwei Jahre später begann in dem damaligen Forschungsbergwerk die Einlagerung schwachradioaktiver Abfälle.
- Bis 1978 wurden insgesamt mehr als 125.000 Behälter mit schwachradioaktiven Abfällen in Stollen gekippt. Dabei handelte es sich um Laborabfälle, kontaminierte Geräte, Kleidung, Asche aus Verbrennungsprozessen und Luftfilter aus Atomanlagen. Die ersten Fässer wurden hierbei senkrecht übereinander gestapelt.
- Später änderte die GSF das Einlagerungsverfahren, um die Kammern besser ausnutzen zu können. Fortan wurden die Fässer mit Hilfe eines Gabelstaplers liegend in bis zu zehn Lagen übereinandergestapelt. Weil diese beiden Techniken relativ viel Zeit beanspruchten, wurden die Fässer ab 1974 per Schaufellader in die Kammern gekippt.
- Ab 1972 wurden zudem 1.293 200-Liter-Fässer mit mittelradioaktiven Abfällen in der Asse eingelagert. Sie stammen überwiegend aus der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe. Hochradioaktive Abfälle wie beispielsweise verbrauchte Kernbrennstäbe oder verglaster Atommüll kamen nicht in das Forschungsbergwerk. In der Asse lagern jedoch mehrere Kilogramm extrem giftiges Plutonium.
- Seit Ende 1978 werden keine Abfälle mehr in der Asse eingelagert.
Die Betreiber haben inzwischen einen Großteil der Kammern mit Kalisalz verfüllt. Seit Januar 2009 ist das Bundesamt für Strahlenschutz verantwortlich für die Anlage. Die Behörde prüft mehrere Varianten für die Schließung der Asse.
Vielleicht interessiert Sie auch: