Bund muss sich Mehrheit am Stromnetz sichern

21.02.2007 von
Falls der Essener Stromkonzern RWE sein Übertragungsnetz zum Verkauf stellt, wer könnte es dann übernehmen? Und welche Vor- und Nachteile hätten die verschiedenen möglichen Besitzer? Diese Fragen beantwortete Prof. Dr. Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken im Gespräch mit Netzeitung.de.

Nach Meinung von Leprich sollte die Bundesrepublik Deutschland einen Einstieg prüfen. "Der Bund sollte in jedem Fall die Kontrollmehrheit übernehmen, da das Transportnetz als hochsensible Infrastruktur der Industriegesellschaft mehrheitlich in staatliche Hände gehört." An zweiter Stelle seiner Wunschliste nannte er "Pensionsfonds mit überschaubaren und langfristigen Rendite-Erwartungen" oder den britischen Netzbetreiber National Grid.

Der Energieexperte warnte dagegen davor, andere europäische Energieriesen könnten die RWE-Höchstspannungsnetze übernehmen. Dem Ziel, Erzeugung und Transport zu trennen, käme man damit kein bisschen näher. Ebenso sei ein Einstieg Gazproms nur so lange unproblematisch, wie der russische global player nicht selbst in den Stromvertrieb einsteigt. Bereits seit Monaten werde über einen möglichen Einstieg von Gazprom bei RWE spekuliert. "Insofern ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass sich langfristig nur der Name ändert", so Leprich weiter.

Leprich wies darauf hin, die Unzufriedenheit von RWE mit den Stromnetzerträgen sei Jammern auf hohem Niveau. "Die Netzbetreiber gehen noch lange nicht auf dem Zahnfleisch", versichert der Experte. "Die Margen erscheinen nur dann gering, wenn man die Messlatte so hoch legt, wie das die Stromerzeuger derzeit tun." Zweitens sei möglich, dass RWE im Falle eines Verkaufes nur der EU-Kommission zuvor kommen wolle, die das Ziel, die Stromkonzerne zur Trennung von ihren Netzen zu zwingen, sehr ernsthaft verfolge.

Auch der Bund müsse, falls er sich im Netzgeschäft engagieren werde, müsse auf die Rendite achten. Angemessene Netzentgelte mit einer angemessenen Verzinsung auf das Eigenkapital seien notwendig, damit der Staat die Investitionen refinanzieren kann.

Ertragreich sei der Netzbetrieb für langfristige Investoren, aber nicht für Beteiligungsgesellschaften, die auf kurzfristige Rendite spezialisiert sind. Laut Leprich wisse, wer sich auf das Netzgeschäft einlasse, dass dies langfristige Verpflichtungen und einen langen Atem im Infrastrukturgeschäft bedeute. "Ein schneller Euro ist da für eine Heuschrecke nicht drin."

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

...eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

...eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter