Uran so teuer wie nie
Der Uranpreis hat erstmals die 100-Dollar-Marke übersprungen. Der Rohstoff für die Atomstromerzeugung ist damit heute 16-mal so teuer wie im Jahr 2000. Wie die tageszeitung (taz) berichtet, kostet der Stoff zur Zeit 113 US-Dollar pro Pfund. In der Vorwoche lag der Preis noch bei 95 Dollar. Uran wird weltweit in der Einheit des britischen Pfund (= 454 Gramm) gehandelt; der Preis wird einmal pro Woche festgestellt.
Die Preisexplosion ist in der Geschichte der Atomkraft ohne Beispiel und sie kommt selbst für Branchenkenner in diesem Ausmaß überraschend. Als der Preis vor zweieinhalb Jahren bei 20 Dollar stand, hieß es von der französischen Atomfirma Cogema lediglich, 25 bis 30 Dollar seien möglich. Ähnliche Werte prophezeiten im Sommer 2005 die Analysten der Citigroup für das Jahr 2008. Ende des Jahres 2000 war das Pfund Uran auf dem Weltmarkt noch für 7 Dollar zu haben.
Grund für den rasanten Preisanstieg ist eine weltweite Verknappung des verfügbaren Urans. Preistreibend wirken zudem Finanzinvestoren, wie Hedgefonds, die seit zwei bis drei Jahren in diesem Markt mitmischen. Bis etwa um das Jahr 2000 gab es so viel Uran am Weltmarkt zu kaufen, dass viele bekannte Vorkommen nicht erschlossen wurden. Zu den damaligen Preisen ließen sich viele Lagerstätten nicht wirtschaftlich ausbeuten. Ausgelöst war das Überangebot wesentlich durch Uran aus Atomwaffen, das mit dem Ende des Kalten Krieges auf den Markt drängte.
Mit dem Überschuss ist es jedoch längst vorbei, da seit Jahren mehr Uran verbraucht als gefördert wird. Einem Jahresbedarf der weltweit 435 Reaktoren von 68.000 Tonnen steht derzeit eine Förderung von nur 40.000 Tonnen gegenüber - den Rest steuern die rapide schmelzenden Lagerbestände bei.
Eine kurzfristige Steigerung des Uranabbaus ist nicht möglich, da die bestehenden Uranminen bereits maximal fördern und neue Minen in nennenswertem Maße erst in einigen Jahren verfügbar sein werden. Eine einzelne neue Grube startet derzeit in Namibia die Förderung. In Südafrika und Kasachstan werden neue Minen frühestens in drei Jahren das radioaktive Metall liefern können. Akteure im Markt rechnen erst ab 2010 mit einer Stabilisierung oder einem Preisrückgang.
Die deutsche Atomwirtschaft benötigt im Jahr etwa 4.000 Tonnen Natururan, also rund neun Millionen Pfund. Aus jedem Pfund Natururan lassen sich in den Reaktoren etwa 20.000 Kilowattstunden Strom gewinnen. Damit schlägt das Uran aktuell mit 0,4 bis 0,5 Euro-Cent je Kilowattstunde Atomstrom zu Buche. Der Brennstoff macht damit schon fast zehn Prozent des Strompreises im Großhandel aus - vor einigen Jahren war es kaum ein Prozent.