Europäische Netzbetreiber schließen sich zusammen

29.08.2007 von
Ein grenzüberschreitendes Gemeinschaftsunternehmen von acht europäischen Übertragungsnetzbetreibern soll die EU-Kommission besänftigen. Diese spielt mit dem Gedanken, die Netze eigentumsrechtlich von der Stromerzeugung zu trennen, um so den Wettbewerb im europäischen Strommarkt zu verbessern (stromtip.de berichtete). Diese "Zerschlagung" wollen die großen Stromkonzerne verhindern.

Einem Bericht des Handelsblatts zufolge wollen die großen Netzbetreiber in Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg dazu eine entsprechende Plattform. gründen, die Anfang 2008 ihre Arbeit aufnehmen wird. Die Unternehmen werden vor allem daran arbeiten, Engpässe im grenzüberschreitenden Stromhandel zu beseitigen. Die grenzüberschreitenden Leitungen sollen effizienter genutzt und dadurch den internationalen Handel mit Strom erleichtern.

Bisher sind die Verbindungsstellen zwischen den Übertragungsnetzen oft überfordert, so dass grenzüberschreitender Stromhandel behindert wird. "Wir werden die Kapazitäten an den Grenzen gemeinsam prüfen und die erforderlichen Investitionen gemeinsam auf den Weg bringen", sagte Hans-Jürgen Brick, Geschäftsführer von RWE Transportnetz Strom, dem Handelsblatt. "Das wird zu einem erheblichen Ausbau der grenzüberschreitenden Übertragungskapazitäten führen."

Ein weiteres Problem des derzeitigen Handels mit Netzkapazitäten: Er ist nicht an die aktuellen Preise an den Strombörsen angegliedert. Wer zum Beispiel Übertragungskapazitäten an der deutsch-niederländischen Grenze ersteigern will, muss dies vor dem Börsenclearing der beteiligten Strombörsen tun. Daher ist unbekannt, ob sich die Übertragung über die Grenze überhaupt lohnt. Laut einer EU-Studie wurden im Jahr 2004 in 40 Prozent der beobachteten Stunden Kapazitäten für Transfers von Deutschland in die Niederlande reserviert, obwohl die Strompreise in Deutschland höher lagen. Auch das soll sich laut Brick mit der Kooperation ändern.

Ob dieser Vorstoß der EU-Kommission reicht, ist noch offen. Die Trennung von Netz, Produktion und Vertrieb ist schließlich der Erkenntnis geschuldet, dass die Einheit von Stromerzeuger und Netzeigentümer den Wettbewerb behindert. Konkurrenten haben es dadurch schwerer, Zugang zu den Netzen zu bekommen als die konzerneigenen Stromerzeuger, so die EU-Kommission.

Die acht Stromkonzerne wollen der EU nun beweisen, dass die neue gemeinsame Plattform dem Wettbewerb diene. Der diskriminierungsfreie Netzzugang lasse sich auch durch eine intensivere regionale Zusammenarbeit erreichen, so Brick. Laut der Energieexpertin der FDP, Gudrun Kopp, gehen die Pläne in die richtige Richtung. Die europäischen Marktgebiete müssten weiter zusammenwachsen. Die DIW-Energieforscherin Claudia Kemfert bezeichnete den Vorstoß dagegen als unzureichend. Es bestehe die Gefahr, dass sich eine Art neues Monopol bildet, sagte sie dem Handelsblatt.

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