Seite bewerten:
0%
0%

Streit um Atomkraftnutzung hat neue Nahrung

09.10.2007 von
Der Streit darum, ob Atomkraftwerke für die Bekämpfung des Klimawandels nötig sind, hat neuen Auftrieb bekommen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sagte auf einer Tagung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), die Kernenergie werde als "Brückentechnologie" gebraucht. Er wendet sich damit gegen den Atomkonsens.

"Kernenergie und eine nachhaltige Entwicklung sind nicht miteinander vereinbar!" Zu dieser Schlussfolgerung kamen dagegen die Teilnehmer der Umweltministerkonferenz in Wien. Auch zuvor hatte der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel wiederholt angemahnt, der Atomkonsens und der damit verbundene Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie müssten beibehalten werden.

Damit ist der Streit um die Atomkraft nicht nur innerhalb der großen Koalition, sondern auch zwischen Wirtschaftsvertretern und Umweltschützern wieder aufgeflammt. Zuletzt hatte die McKinsey-Studie zu betriebswirtschaftlichen Effekten des Energiesparens den Nutzen der Atomkraft für den Klimaschutz betont. Die Verfasser und der Auftrag gebende Bund der deutschen Industrie (BDI) argumentieren darin, ein Ausstieg aus dem Atomausstieg könnte die CO2-Bilanz der deutschen Wirtschaft um 10 Prozent verbessern.

Der scheidende EnBW-Vorstandsvorsitzende Utz Claassen führte die Diskussion weiter. Er drohte in der N24-Sendung "Studio Friedman" Strompreiserhöhungen "im zweistelligen Prozentbereich" an, sollte der Atomausstieg beibehalten werden. Außerdem könne Deutschland dann "eindeutig die Klimaschutzziele nicht erreichen".

Die neuen Energieanbieter, die im Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) organisiert sind, sehen das anders. Die deutschen Klimaschutzziele können zu deutlich geringeren Kosten erreicht werden, als vom BDI behauptet, ließ der BEE verlauten. Die Studie vernachlässige den Beitrag der Erneuerbaren Energien im Wärmebereich völlig und rechne "mit unrealistisch niedrigen Ölpreisen". Der BEE geht davon aus, der Einsatz Erneuerbarer Energien könne insgesamt bis 2020 über 130 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr zusätzlich einsparen. Atomkraft ist so nicht mehr nötig.

Rückenwind gegen den Atomausstieg bekam Claassen von Eberhard Umbach, dem Präsidenten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Umbach warnte in einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" davor, die Kernkraftwerke (AKW) "vorzeitig" auszuschalten. Zu "glauben, wir könnten die Stromlücke, die beim Ausstieg entsteht, allein mit erneuerbaren Energien stopfen, ist nicht haltbar", so Umbach.

Die Argumentation, die dahinter steht: Zur Zeit sind wir noch auf den billigen Grundlaststrom aus Atomkraftwerken angewiesen. Erneuerbare Energien können ihn aufgrund ihrer wetterabhängigen Schwankungen nicht ersetzen. Der Atomausstieg würde deshalb zur Verknappung des Stroms, und zu Mehrkosten bei seiner Produktion führen.

Dagegen spricht die jährlich wachsende Menge elektrischer Energie, welche Deutschland ins europäische Ausland exportiert. Zahlen des Verbands der Netzbetreiber (VDN) zeigen, 2006 produzierte Deutschland statistisch gesehen 20 Milliarden Kilowattstunden Strom zu viel. 2006 betrugen die Stromimporte insgesamt 46,1 Mrd. kWh und die Exporte 66 Mrd. kWh. Vor zwei Jahren hatte der Saldo noch bei 8,2 Mrd. kWh gelegen.

Statt mit steigender Produktion aus Erneuerbaren Energien die AKW abzuschalten, würden die Stromkonzerne den Strom einfach exportieren, lautet daher die Kritik von Umweltschützern. Dementsprechend müsse man sie dazu zwingen, die Meiler abzuschalten, wenn mit der Energiewende Ernst gemacht werden solle. Vor allem Greenpeace wies wiederholt darauf hin, im Sommer sei die Stromversorgung trotz sechs zeitgleich abgeschalteter AKW nicht zusammen gebrochen.

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...
...Solarenergie?
Sonnenenergie nutzt die Energie der Sonne und ist damit saubere Energie aus einer nicht versiegenden Quelle. Oft werden unter "Solar" die Photovoltaik und die Sonnen-kollektoren zusammengeworfen, was aber falsch ist.
weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich......eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich......ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...
... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...
... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich......ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...
... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich......eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...... statische Aufladung? Wer kennt das nicht? Einmal kurz mit den falschen Schuhen über den Teppichboden gelaufen und an der nächsten Türklinke bekommt man eine „gewischt“. Aber warum? Im 13. Teil unserer Reihe „Wie funktioniert eigentlich...?“ gehen wir dem physikalischen Phänomen auf den Grund. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...
...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter