Umweltverbände fordern Energiewende ein

30.12.2007 von
Greenpeace, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben für 2008 mehr Entschlossenheit für die Energiewende angemahnt. Die Umweltverbände lobten die Klimaschutzpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, betonten jedoch, bisher sei noch zu wenig Konkretes geschehen.

Zwar sei es ein Erfolg, dass die Bundesregierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Reduzierung der Treibhausgase durchsetzen konnte. "Große Lücken klaffen jedoch zwischen den Teilerfolgen bei internationalen Verhandlungen und konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz sowohl in der Europäischen Union als auch in Deutschland", formulierte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger die Kritik der Umweltschützer.

Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer bei Greenpeace, bezeichnete die Haltung der Bundesregierung zum Bau weiterer Kohlekraftwerke als "widersprüchlich". Würden alle derzeit in Deutschland geplanten Kohlekraftwerks-Neubauten verwirklicht, belaste dies die Atmosphäre mit zusätzlichen 130 Millionen Tonnen CO2 jährlich – das entspricht laut DUH der jährlichen Treibhausgaslast des gesamten heutigen Straßenverkehrs. Damit rücken die deutschen Klimaschutzziele aber in weite Ferne.

Die Umweltschützer warnten ebenso vor den Gefahren der Atomkraft. Der BUND erinnerte an den Brand im AKW Krümmel im vergangenen Sommer und die unkalkulierbaren Risiken, die von Atomkraftwerken nach wie vor ausgehen. Baake erklärte, eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke würde Deutschland keinesfalls näher an die selbst gesetzten Klimaziele bringen. Vielmehr würden die "Bemühungen um eine effizientere Strombereitstellung und den Ausbau der erneuerbaren Energien zu Hause entscheidend gebremst und Deutschland im globalen Wettbewerb um die Energietechnologien der Zukunft zurückgeworfen".

Hoffnung setzen die Verbände vor allem in die Bevölkerung vor Ort. Immerhin seien in Bielefeld, Bremen, Ensdorf, Köln, Krefeld und Querschied sechs der ursprünglich geplanten 25 Kohlekraftwerke verhindert worden, betonte der BUND. "Die Bevölkerung wird hellwach, wenn es um die Verteidigung ihrer Lebensgrundlagen geht", sagte Weiger. Der DUH-Geschäftsführer Rainer Baake schlug eine Pflicht zur Kraft-Wärme-Kopplung bei der Stromerzeugung vor. Zudem dürften neue Kohlekraftwerke nur noch mit funktionierender CO2-Abscheidung in Betrieb gehen. Diese Regelungen sollten im Umweltgesetzbuch verankert werden und so mehr Klimaschutz bei der Kohleverstromung garantieren.

Greenpeace hatte im März dieses Jahren einen "Klimaschutz: Plan B" vorgelegt, in dem aufgezeigt wird, wie der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom möglich ist, ohne dass dabei Versorgungsengpässe entstehen. Die DUH hatte zusammen mit dem WWF und wissenschaftlichen Instituten die Studie "Klimaschutz und Stromwirtschaft 2020/2030" erstellt, die ebenfalls ein Modell für die umweltschonende Energiewende entwickelt. Ihr Konzept für eine klimaschonende Energieversorgung stellte die DUH im Oktober vor (stromtip.de berichtete).

Die großen Stromerzeuger versuchen dagegen zur Zeit, den Atomausstieg zu verschieben oder zu revidieren. Gleichzeitig kämpfen sie um ihre geplanten Kohlekraftwerke. Der Vorstandsvorsitzende des Vattenfall-Konzerns, Lars Göran Josefsson, hält die Debatte über den Bau neuer Kohlekraftwerke in Deutschland für "fast hysterisch", sagte er der "Financial Times Deutschland". Die neuen Kraftwerke sollten schließlich alte, umweltschädlichere ersetzen. Der Chef der baden-württembergischen EnBW, Hans Peter Villis, bezeichnete in derselben Zeitung insbesondere den Rückzug RWEs vom Standort Ensdorf, als "ein fatales Signal für die Branche". "Wir können auch woanders bauen", drohte schließlich der e.on-Vorstandschef Wulf Bernotat in der "Rheinischen Post" mit dem Wegzug ins Ausland.

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