Zustand des deutschen Stromnetzes bedenklich

10.01.2008 von
Im deutschen Stromübertragungsnetz besteht ein erheblicher Investitionsbedarf. Das meldet die Bundesnetzagentur unter Berufung auf die Netzzustands- und Netzausbauberichte der Übertragungsnetzbetreiber, die diese erstmals der Behörde vorgelegt haben.

Dabei gibt es laut der Behörde noch nicht einmal zu wenig Ausbaupläne der Netzbetreiber. Vielmehr würden die erforderlichen Investitionen verschleppt, beklagt der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth. Mittlerweile verursache die Dauer der Genehmigungsverfahren "nicht vorhersehbare Verzögerungen". Besonders der Ausbau der Grenzkuppelstellen, der Übergänge vom Stromnetz eines Staates in das eines anderen, kommt nicht richtig in Gang. Die Bundesnetzagentur vermutet hier neben der "langfristigen Planung und Abstimmung der Planungsbehörden" aller beteiligten Länder auch "fehlende Investitionsanreize" als Ursache.

Besonders pikant: Die Verzögerungen betreffen sämtliche Projekte, die im "Priority Interconnection Plan" der EU-Kommission enthalten sind. Dieser Plan nennt EU-weit die Schwachstellen der Stromnetze, die als erstes beseitigt werden müssen. Denn der Stromhandel zwischen den EU-Staaten nimmt zu – und damit die Energiemengen, die über die Kuppelstellen fließen müssen. Ebenso belastet die zunehmende Windenergieerzeugung die Netze. Besonders für die geplanten Offshore-Windparks sind dringend neue Leitungen erforderlich.

Häufig gibt es in Gebieten, durch die eine neue Leitung gelegt werden soll, Konflikte mit den Anwohnern. Während die Bevölkerung und Umweltschützer Erdkabel bevorzugen, planen die Netzbetreiber in der Regel billigere und schneller zu realisierende Überlandleitungen. Diese genießen aber aufgrund erhöhter elektromagnetischer Strahlung, Ausfallrisiken bei Naturkatastrophen (oder nur starkem Frost, wie 2005 im Münsterland) und der Zerteilung von Landschaftsschutzgebieten wenig Unterstützung in der Bevölkerung.

Dabei drängt die Zeit. In einigen Regionen Deutschlands seien "mittelfristig Engpässe im Stromnetz nicht auszuschließen", so Kurth. Innerdeutsche Engpässe könnten den deutschen Stromgroßhandelsmarkt erheblich beeinträchtigen, warnte er und forderte: "Wer mehr Wettbewerb im Strommarkt will, muss den dringend erforderlichen Ausbau der Netze fördern und beschleunigen."

Der Bund der Energieverbraucher rief die Bundesnetzagentur dazu auf, ein Verfahren gegen die Übertragungsnetzbetreiber einzuleiten. Er sei aufgrund des Berichts und anderer Untersuchungen und Fachveröffentlichungen zu der Auffassung gelangt, "dass die Übertragungsnetzbetreiber ihre Verpflichtungen zur Sicherung eines zuverlässigen Übertragungsnetzes nach § 12 Abs. (1) EnWG verletzen". Dass die Netzentgelte zu niedrig sind, um ausreichend in die Netzinfrastruktur zu investieren, diese Schlussfolgerung wies der Bund der Energieverbraucher zurück. Die jährlich deutlich steigenden Gewinne der Übertragungsnetzbetreiber bewiesen das Gegenteil.

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

...eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

...eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter