Umweltsieger ist die Windkraft

20.01.2009 von
Windkraft ist die umweltfreundlichste Form der Energieerzeugung, sagt Mark Jacobson, Umweltingenieur an der amerikanischen Stanford University. Jacobson legte für seine Berechnung die Annahme zugrunde, dass jede einzelne Technologie als ausschließliche Energiequelle für den Elektrobetrieb aller Kraftfahrzeuge der USA wirken würde. Faktoren waren die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit der Technik, ihre benötigte Landfläche, die Beeinträchtigungen der Umwelt durch Treibhausgase und andere Verschmutzungen sowie daraus entstehende Gesundheitsrisiken für den Menschen. Am Ende erwies sich die Windkraft vor Solaranlagen, Geothermik, Gezeitenkraft, Solarpanels, Wellenenergie und Wasserkraft als Sieger, wie aus der im Journal Energy and Environment Science veröffentlichten Liste hervorgeht.
 
Für das Fehlen von Biomasse, Kohlekraft und Kernspaltung auf der Liste hat Jacobson folgende Erklärungen: „Auf Ethanol basierte Biotreibstoffe schaden der Gesundheit von Mensch und Tier, der Wasserversorgung und der Landfläche mehr als herkömmliche fossile Brennstoffe." Biomasse wird aus Getreide gewonnen, doch um die gleiche Energiemenge wie eine Windkraftanlage zu erreichen, ist eine 30-fach größere Fläche vonnöten – und das bei einem höheren Ausstoß von Treibgasen. Auch Atomstrom verliert im Vergleich mit der Windkraft, erzeugt er doch eine 25mal höhere Kohlenstoff- und Luftverschmutzung, die Hälfte davon bereits während Planung und Bauzeit, in der man auf fossile Brennstoffe angewiesen ist. Auch die Kohleverbrennung kritisiert Jacobson. Bau und Betrieb ausreichend sauberer Kohlekraftwerke setzen 110mal mehr Kohlenstoff frei als Windkraftwerke.
 
Die Reihung der Energieformen ist allerdings länderspezifisch, so Martin Kaltschmitt vom Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der Technischen Universität Hamburg-Harburg. „Die jeweils beste Energieform hängt u.a. von den natürlichen Gegebenheiten eines Landes, von der Struktur des Energiesystems und auch von der administrativen Rahmensetzung ab. In Österreich sind etwa Wasserkraftwerke vielversprechender als Windkraftanlagen."

Kaltschmitts Berechnungen zufolge steht in Deutschland die Windenergie vor Wasserkraft, Erdwärme und Photovoltaik. Diese Energieformen verursachen den niedrigsten CO2-Ausstoß. Anders als Jacobson befürwortet Kaltschmitt die Nutzung von Biomasse. "Die Verwendung von Restholz, Stroh und Gülle sowie organischen Abfällen ist durchaus zu befürworten und aus ökonomischer und ökologischer Sicht sehr vielversprechend", betont der Hamburger Bioenergie-Experte.
 
Jacobson erkennt in dem Umstieg auf erneuerbare Energieformen die richtige Antwort auf die aktuelle Wirtschaftskrise. "Indem man Arbeitsplätze in der Errichtung von Windturbinen, Solaranlagen, geothermischen Anlagen sowie von Elektrofahrzeugen und Stromleitungen schafft, reduziert man auch die Kosten für Gesundheit, Ernteschäden und negative Klimafolgen." Der US-Forscher befürwortet außerdem die Konzentration auf die Weiterentwicklung der Technologien mit dem höchsten Nutzen. Kaltschmitt lehnt dies ab. "Wir brauchen im Bereich der alternativen Energien eine Diversifizierung, um verschiedenen Energieformen die Chance der Weiterentwicklung zu geben."
 
ch

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