Wirtschaftskrise vs. Stromverbrauch
Die Krise in der weltweiten Wirtschaft wird in Deutschland weit weniger Auswirkungen auf den Stromverbrauch haben als beispielsweise das Wetter. Selbst bei abnehmender Industrieproduktion werden die Kraftwerke nicht arbeitslos - Strom muss weiter produziert werden.
Woher kommt dieser auf den ersten Blick überraschende Effekt? Knapp über 50% des Stromverbrauchs in Deutschland ist auf private Haushalte oder auf Dienstleistungsbetriebe zurückzuführen. Und ob beispielsweise das Licht angeschaltet wird oder nicht, hängt nicht von der Wirtschaftskrise ab, sondern von der Tageszeit. Ebenso laufen beim Normalverbraucher Herde, Kühlschränke oder Waschmaschinen auch in schlechteren Zeiten. Ebenso in der Dienstleistung: Der PC muss laufen, ebenso die Beleuchtung.
Die größten industriellen Stromverbraucher ist die Chemieindustrie. Experten gehen hier von einem Minderverbrauch von rund fünf Prozent aus. Hinzu kommt noch, dass etwa ein Viertel aller großen Unternehmen seinen Strom in betriebseigenen Kraftwerken produziert. Diese würden bei einem Produktionsstopp auch zuerst vom Netz genommen, da sie oft neben Strom auch Wärme produzieren, die bei einer nachlassenden oder eingestellter Fertigung nicht mehr gebraucht wird. Der Strom für IT oder den Rest der Firma kommt dann ganz normal aus den Kraftwerken der Produzenten, die auch Haushalte versorgen.
Insgesamt ging der Stromverbrauch in Deutschland nur zweimal in größerem Umfang nach unten: 1975, als nach der Ölkrise Energiesparen überhaupt erst zum Thema wurde, kam der erste Rückgang. Der Effekt lag jedoch unter fünf Prozent. Der zweite Rückgang in der Stromproduktion kam 1991, als große Teile der ostdeutschen Industrie zusammenbrachen. Aber auch dies sparte nur unter drei Prozent des Stroms ein.