Wüstenstrom - Reaktionen weitgehend positiv

17.06.2009 von

Gestern wurde durch einen Bericht in der "Süddeutschen Zeitung" bekannt, dass deutsche Konzerne die Möglichkeit prüfen, für 400 Milliarden Euro solarthermische Kraftwerke in der Sahara zu errichten. Zwar sei alles noch im Planungsstadium, aber das Konsortium unter Führung der Müncher Rück-Versicherung sei optimistisch. Jetzt gibt es erste Reaktionen hierzu.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Unternehmensinitiative begrüßt. Gabriel: "In Afrika und Ländern des Mittleren Ostens bergen die erneuerbaren Energien ein enormes Potenzial. Dieses Potenzial kann mittels solarthermischer Kraftwerke erschlossen werden. Die Errichtung solcher Kraftwerke in Verbindung mit einem Stromverbund im Mittelmeerraum liegt im europäischen Interesse. Die Realisierung dieses Vorhabens ist sehr ambitioniert und bedarf erheblicher finanzieller Anstrengungen." In den vergangenen Jahren hatte das Bundesumweltministerium in drei Studien untersuchen lassen, welche Perspektiven die erneuerbaren Energien in Nordafrika haben. Das Ergebnis ist deutlich: Allein mit Solarenergie kann man in Nordafrika soviel Strom produzieren, dass der Eigenbedarf gedeckt werden kann und zusätzlich erhebliche Mengen exportiert werden können.

Die "Neue Osnabrücker Zeitung" kommentiert so: "Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind, dann ist er damit erbracht. Denn eines ist wohl sicher: Niemand nimmt mal eben 400 Milliarden Euro in die Hand für den Bau von Solarkraftwerken, nur um in den Augen der Öko-Lobby gut dazustehen. Was die 15 Versicherer, Banken und Energieriesen antreibt, ist die sonnige Aussicht auf Profit."

Auch die Grünen sehen das Projekt mit dem Namen "Desertec" positiv: Der Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell, Fraktionssprecher für Energie und Technologie der Grünen, begrüßt den Vorstoß der Münchener Rück für eine Initiative zum Aufbau von Solarkraftwerken in der Sahara. "Wir müssen schnelle Wege finden, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern", sagte Fell dem Tagesspiegel. "Das Desertec-Konzept ist ein wichtiger Baustein dazu." Fell hat eine parteiübergreifende Parlamentariergruppe initiiert, die politische Rahmenbedingungen für eine Umsetzung des Konzepts ausarbeiten möchte.

Das "Handelsblatt" beschäftigt sich mit der Frage der politischen Stabilität in Nordafrika: "Die nordafrikanischen Staaten sind keine Garanten politischer Stabilität. Doch das gilt in viel höherem Maße für einige Gas- und Öllieferländer, von denen wir derzeit abhängig sind. Die EU ist gut beraten, wenn sie den Dialog mit den südlichen Mittelmeer-Anrainern intensiviert und dabei auch die Idee der Stromproduktion in der Wüste vorantreibt."

 

 

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