Auch Gorleben kann "absaufen"
Das Atommüllager Asse II leidet unter starken Wassereinbrüchen. Der Kieler Geologe Ulrich Schneider vermutet für Gorleben ein ähnliches Schicksal und bestreitet die Langzeitsicherheit für das geplante atomare Endlager im Salzstock. "Es stellt sich die Frage, wann Gorleben absaufen wird", sagte Schneider in Hannover bei der Vorstellung einer Studie im Auftrag der niedersächsischen Linksfraktion. Er arbeitete von
1979 bis 1981 für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) an einem Gutachten über den Salzstock in Gorleben.
1979 bis 1981 für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) an einem Gutachten über den Salzstock in Gorleben.
Schneider verglich den Salzstock mit einem hohlen Zahn, in den Wasser wie Karies eindringe. Frühere Untersuchungen über Wasserläufe in dem Gestein kritisierte er als zu wenig differenziert. Er warnte, Wasser dringe in die das Steinsalz des geplanten Endlagers umgebenden Kalisalzschichten ein und weiche diese auf. Durch höhere Temperaturen, die radioaktiver Müll verursache, werde das Salz zudem "fließfähiger und leichter". Langfristig gesehen könne so radioaktives Material in die Biosphäre gelangen.
Hintergrund: Der Salzstock bei Gorleben wird als möglicher Standort zur Endlagerung hoch radioaktiven Atommülls gehandelt. Zwischen 1979 und 2000 wurde er auf seine Eignung untersucht. Im Atomabkommen mit der Stromwirtschaft ließ die rot-grüne Bundesregierung die Arbeiten in Gorleben im Jahr 2000 unterbrechen, das Moratorium gilt bis längstens 2010. Atomwirtschaft und Union dringen auf eine zügige Fortsetzung der Untersuchungen. Das Anlagenkonzept für den Standort Gorleben sah ursprünglich vor, dass hier ein Endlager für alle Arten radioaktiver Abfälle entstehen sollte. Mittlerweile hat das Land Niedersachsen aber den Umbau des ehemaligen Erzbergwerks Konrad bei Salzgitter zum Atommüll-Endlager genehmigt, die Umrüstung hat bereits begonnen. Die Einlagerung soll
2013 beginnen und mindestens 30 Jahre dauern. Gesucht wird nun vor allem ein Standort für hoch radioaktive Abfälle.
2013 beginnen und mindestens 30 Jahre dauern. Gesucht wird nun vor allem ein Standort für hoch radioaktive Abfälle.
Einige Geologen bezweifeln die Tauglichkeit des Salzstocks in Gorleben als Endlager, weil ein Deckgebirge fehle und der Salzstock Kontakt zum Grundwasser habe. Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gibt es dagegen aus geowissenschaftlicher Sicht "keine Erkenntnisse", die gegen eine Eignung des Salzstocks für die Endlagerung radioaktiver Abfälle sprächen. Umweltschützer vermuten, dass der Gorlebener Salzstock unter dem Deckmantel der Erkundung bereits seit Jahrzehnten zum Endlager für hoch radioaktiven Atommüll ausgebaut wird. Sie sehen sich durch Aussagen des BfS bestätigt, wonach die Kosten für die Erkundung eines Endlagers bei 400 bis 500 Millionen Euro liegen. In Gorleben wurden bislang aber schon rund 1,5 Milliarden Euro investiert. Ende Mai hatten Hunderte Demonstranten das Endlagerbergwerk in Gorleben gestürmt und für mehrere Stunden besetzt.
(ddp)
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