Kühe sollen mehr Strom produzieren

15.09.2009 von
Die Landwirte sollen sich stärker am Ausbau der Bioenergie beteiligen. Die Strom- und Wärmeproduktion aus Energiepflanzen, Waldholz oder Gülle könne so bis zum Jahr 2020 von derzeit knapp 9 Milliarden Kilowattstunden in NRW auf fast 18 Milliarden Kilowattstunden gesteigert werden, teilten die Landesregierung, der Landwirtschaftsverband und der Bundesverband der Energiewirtschaft mit. Damit soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Kritik am sogenannten Biomasseaktionsplan kam indes von SPD und Grünen.
 
Wird die Zielvorgabe erfüllt, könnten so 20 Prozent des Strombedarfs und 10 Prozent des Wärmebedarfs der Privathaushalte gedeckt werden. Mit einer Verdoppelung der Bioenergie sollten mittelfristig zwei bis drei Kohlekraftwerke in NRW ersetzt werden, sagte Markus Schmidt vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Landesgruppe NRW.
 
Das Land setzt mit der neuen Initiative den Biomasseaktionsplan des Bundes um. Die Kreise können von der Landesregierung nun jeweils einen 35.000-Euro-Jahreszuschuss für "Bioenergiemanager" erhalten.
"Wir kennen die Potenziale, aber wir wissen, dass die Umsetzung der Ziele wesentlich vom örtlichen Engagement abhängt", sagte Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Anträge der Kreise Recklinghausen, Steinfurt und Unna habe die Landesregierung bereits bewilligt. Weitere Kreise hätten Anträge gestellt.
 
Landwirte können Biomasseanlagen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bezuschussen lassen. Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes Franz-Josef Möllers sagte, die Initiative für einen Landesaktionsplan sei von den Bauern ausgegangen. Die Landwirte müssten nun aber auch ökonomisch von den neuen technischen Möglichkeiten bei der Bioenergie profitieren. Über 60 Prozent der Ausbaupotenziale sollen aus Rest- und Abfallstoffen oder der Verbesserung von Wirkungsgraden gewonnen werden, um Konkurrenzen um den knappen Rohstoff zu minimieren. Ausbauziele für Biotreibstoffe setzt sich das Land den Angaben zufolge nicht, da schon heute die hierfür erforderlichen Rohstoffe weitgehend importiert werden müssten.
 
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Johannes Remmel, nannte den Aktionsplan der Landesregierung "halbherzig". Statt einer systematischen und flächendeckenden Vorgehensweise werde "nur Symbolpolitik mit Ankündigungen und unverbindlichen Zielhorizonten" betrieben. Der SPD-Abgeordnete André Stinka kritisierte, NRW hinke mit dem Aktionsplan hinter anderen Ländern her. Uhlenberg hätte seine Maßnahmen bereits im Frühjahr 2007 umsetzen können. Andere Bundesländer hätten es längst getan. Nordrhein-Westfalen liege deshalb bei den erneuerbaren Energien laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung nur noch auf dem zwölften Platz.