Energiewirtschaft will rasche Verlängerung der Atomlaufzeiten

30.11.2009 von
Die Energiewirtschaft dringt auf eine rasche Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Der Vorsitzende des Energieversorgers EnBW, Hans-Peter Villis, forderte von der Bundesregierung, auf die Abschaltung alter Atomkraftwerke vorerst zu verzichten. Auch die Chefin des Energieverbandes BDEW, Hildegard Müller, sprach sich aus "gesamtwirtschaftlichen Gründen" für eine Laufzeitverlängerung aus. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) betonte am Wochenende: "Die Kernenergie kann uns helfen, den Weg in die Energieversorgung der Zukunft zu gehen. Sie ist eine Brückentechnologie."
 
Villis forderte ein Moratorium für Kernkraftwerke, die wie der EnBW-Meiler Neckarwestheim 1 kurz vor der Abschaltung stehen. Die Bundesregierung habe im Koalitionsvertrag zwar ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt, über Laufzeitverlängerungen nachzudenken. Bis zu einer endgültigen Änderung des Atomgesetzes könne jedoch einige Zeit verstreichen. Um in dieser Übergangsphase die Abschaltung von Atomkraftwerken zu vermeiden, werde ein Moratorium gebraucht.
 
Brüderle befand, die erneuerbaren Energien sollten langfristig den Hauptanteil der Versorgung tragen. Dies gelte nicht nur für Strom, sondern auch für Wärme und Mobilität. Er forderte eine entsprechende Innovationsoffensive, die Speichertechnologien, intelligente Netze und Elektromobilität beinhalten sollte. Kernenergie könne einen Beitrag zur kostengünstigen und CO2-freien Stromversorgung leisten.
Gewinne aus Laufzeitverlängerungen sollten für den schnelleren Umstieg genutzt werden.
 
Der designierte EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) wies derweil Vorwürfe zurück, er sei als Verfechter der Atomkraft ungeeignet für den Posten. Der scheidende baden-württembergische Ministerpräsident sagte, er wolle sich als EU-Kommissar nicht mehr in die innerdeutsche Debatte einmischen. Sein Ziel sei, mit einem breiten Energiemix eine möglichst autarke Stromversorgung für Europa zu sichern. Oettinger sagte: "Ich habe nicht die Absicht, in die Mitgliedsstaaten zu reisen, um Empfehlungen für die Nutzung der Kernkraft zu geben." Atomstrom für Deutschland schloss er aber auch für die Zukunft nicht aus.
 
Unterdessen will die Europäische Union nach Angaben der Zeitung Die Welt im ersten Halbjahr 2010 eine Verordnung für die Entsorgung von Atommüll vorlegen. Damit wolle Brüssel den Druck auf die EU-Mitglieder erhöhen, endlich mit dem Bau von Endlagern für Nuklearabfälle voranzukommen. Dies würde großen Druck auf die Bundesregierung ausüben, eine Lösung für den deutschen Atommüll zu finden, schreibt die Zeitung.

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

...eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

...eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter