Energiewirtschaft will rasche Verlängerung der Atomlaufzeiten
Die Energiewirtschaft dringt auf eine rasche Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Der Vorsitzende des Energieversorgers EnBW, Hans-Peter Villis, forderte von der Bundesregierung, auf die Abschaltung alter Atomkraftwerke vorerst zu verzichten. Auch die Chefin des Energieverbandes BDEW, Hildegard Müller, sprach sich aus "gesamtwirtschaftlichen Gründen" für eine Laufzeitverlängerung aus. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) betonte am Wochenende: "Die Kernenergie kann uns helfen, den Weg in die Energieversorgung der Zukunft zu gehen. Sie ist eine Brückentechnologie."
Brüderle befand, die erneuerbaren Energien sollten langfristig den Hauptanteil der Versorgung tragen. Dies gelte nicht nur für Strom, sondern auch für Wärme und Mobilität. Er forderte eine entsprechende Innovationsoffensive, die Speichertechnologien, intelligente Netze und Elektromobilität beinhalten sollte. Kernenergie könne einen Beitrag zur kostengünstigen und CO2-freien Stromversorgung leisten.
Gewinne aus Laufzeitverlängerungen sollten für den schnelleren Umstieg genutzt werden.
Gewinne aus Laufzeitverlängerungen sollten für den schnelleren Umstieg genutzt werden.
Der designierte EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) wies derweil Vorwürfe zurück, er sei als Verfechter der Atomkraft ungeeignet für den Posten. Der scheidende baden-württembergische Ministerpräsident sagte, er wolle sich als EU-Kommissar nicht mehr in die innerdeutsche Debatte einmischen. Sein Ziel sei, mit einem breiten Energiemix eine möglichst autarke Stromversorgung für Europa zu sichern. Oettinger sagte: "Ich habe nicht die Absicht, in die Mitgliedsstaaten zu reisen, um Empfehlungen für die Nutzung der Kernkraft zu geben." Atomstrom für Deutschland schloss er aber auch für die Zukunft nicht aus.
Unterdessen will die Europäische Union nach Angaben der Zeitung Die Welt im ersten Halbjahr 2010 eine Verordnung für die Entsorgung von Atommüll vorlegen. Damit wolle Brüssel den Druck auf die EU-Mitglieder erhöhen, endlich mit dem Bau von Endlagern für Nuklearabfälle voranzukommen. Dies würde großen Druck auf die Bundesregierung ausüben, eine Lösung für den deutschen Atommüll zu finden, schreibt die Zeitung.
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