"Atomwirtschaft muss an Milliardenkosten für Asse beteiligt werden"
“Die Atomwirtschaft muss an den Milliardenkosten für die Räumung des Atomlagers Asse II beteiligt werden. Denn sie ist dazu verpflichtet”, verlangt der Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar, Hermann Scheer. “Sie können aus den steuerfreien Rückstellungen der Atomkraftwerkebetreiber entnommen werden, die für die Entsorgung des Atommülls gedacht waren und bis heute auf mehr als 30 Milliarden Euro aufgelaufen sind. Diese gesetzlich zweckgebundenen Rückstellungen sind zumindest für den Anteil der in Asse II gelagerten radioaktiven Stoffe zu verwenden, die aus dem Betrieb von Atomkraftwerken stammen.”
Zu dem Plan, das unterirdische Lager Asse II zu leeren, sagte Scheer: “Von allen bekannten Varianten ist dies die einzige realistische Möglichkeit, um eine Gefahr für die Menschheit wenigstens vorläufig zu beseitigen. Allerdings weise ich darauf hin, dass es nach wie vor nirgendwo ein gesichertes Endlager gibt. Auch wenn die strahlende Altlast aus Asse II in dem benachbarten Schacht Konrad untergebracht wird, ist dies keine kontrollierbare Lösung.”
Die teure Katastrophe mit dem Atommüll in Asse II belegt nach Ansicht Scheers, “dass die Energiegewinnung aus Kernkraft ein Irrweg ist, der die dauerhaften Gefahren und die immensen Kosten ignoriert. In dieser Situation darf er sich aber erst recht nicht darauf einlassen, den Atomkonsens aufzukündigen und Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke zuzustimmen. denn dadurch würden zusätzliche abgebrannte Brennelemente produziert, die dann wiederum irgendwo in unsicheren Stollen oder in zweifelhaften Zwischenlagern geparkt würde. Es wäre ein Kreislauf.”
- Das Atommülllager Asse entstand 1965 in einem stillgelegten Salzstock. Nachdem dort die Salzförderung 1964 aus wirtschaftlichen Gründen endete, kaufte die damalige Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) das Bergwerk. Bereits zwei Jahre später begann in dem damaligen Forschungsbergwerk die Einlagerung schwach radioaktiver Abfälle.
- Bis 1978 wurden mehr als 125.000 Behälter mit schwach radioaktiven Abfällen in den Stollen gekippt. Dabei handelte es sich um Laborabfälle, kontaminierte Geräte, Kleidung, Asche aus Verbrennungsprozessen und Luftfilter aus Atomanlagen. Die ersten Fässer wurden senkrecht übereinander gestapelt.
- Später änderte die GSF das Einlagerungsverfahren, um die Kammern besser ausnutzen zu können. Fortan wurden die Fässer mit Hilfe eines Gabelstaplers liegend in bis zu zehn Lagen übereinandergestapelt. Weil diese Techniken relativ viel Zeit beanspruchten, wurden die Fässer ab 1974 per Schaufellader in die Kammern gekippt.
- Ab 1972 wurden zudem 1.293 200-Liter-Fässer mit mittelstark radioaktiven Abfällen in der Asse eingelagert. Sie stammen überwiegend aus der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe. Hoch radioaktive Abfälle wie beispielsweise verbrauchte Kernbrennstäbe oder verglaster Atommüll kamen nicht in das Forschungsbergwerk. In der Asse lagern jedoch mehrere Kilogramm extrem giftigen Plutoniums.
- Seit Ende 1978 werden keine Abfälle mehr in der Asse eingelagert.
Die Betreiber haben inzwischen einen Großteil der Kammern mit Kalisalz verfüllt. Seit Januar 2009 ist das Bundesamt für Strahlenschutz verantwortlich für die Anlage. Die Behörde prüft mehrere Varianten für die Schließung der Asse.
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