Uranunfall: Behälter falsch deklariert
Ein Zulieferer aus Schweden habe einen Behälter nach Gronau geliefert, der als gereinigt ("clean and washed out") deklariert worden sei, berichtete Thoben. Dieser Behälter habe jedoch 1,6 Kilogramm Uranverbindungen enthalten.
Dem Mitarbeiter der Betreiberfirma Urenco gehe es nach Auskunft der behandelnden Ärzte "sehr gut", sagte die Ministerin weiter. Er habe die Hälfte der Strahlungsmenge abbekommen, der ein Mensch normalerweise ohnehin durch die natürliche Umgebungsstrahlung pro Jahr ausgesetzt sei.
Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums als Atomaufsicht wiesen bei der Befragung durch die Abgeordneten Presseberichte zurück, wonach es keinen Notfallplan für die Bevölkerung im Münsterland geben soll. Tatsächlich existierten zwei Notfallpläne. Die Uranfabrik werde einmal pro Woche kontrolliert. Seit Inbetriebnahme der Anlage vor 25 Jahren habe es 19 meldepflichtige Ereignisse gegeben. Nur einmal, 1995 bei einer chemischen Reaktion, habe sich zuvor ein ähnlich gravierender Vorfall ereignet.
Grünen-Fraktionsvize Reiner Priggen forderte eine unverzügliche Einschaltung der Atomaufsicht in Schweden. Es müsse schnell geklärt werden, wie es zu der Anlieferung des Behälters mit Uranresten kommen konnte, sagte der Abgeordnete. "Jeder Betriebsunfall ist einer zu viel", sagte der FDP-Energieexperte Dietmar Brockes.
Die Urananreicherungsanlage in Gronau (Kreis Borken) besteht seit 1985. Die Fabrik an der deutsch-niederländischen Grenze im Münsterland ist die einzige kommerzielle Urananreicherungsanlage in der Bundesrepublik. Betreiber ist die Urenco-Gruppe, an der die niederländische und die britische Regierung indirekt je ein Drittel halten. Das übrige Drittel teilen sich die deutschen Energiekonzerne RWE und E.on. Die Haupttätigkeit der Urenco liegt nach eigenen Angaben in der Bereitstellung von angereichertem Uran für die Brennelemente von Atomkraftwerken.