Längere AKW-Laufzeiten mit Klimazielen unvereinbar

01.03.2010 von

Längere AKW-Laufzeiten und zusätzliche Kohlekraftwerke programmieren nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) einen neuen Fundamentalkonflikt auf dem Weg ins regenerative Zeitalter. Die Umweltschützer drängen deshalb darauf, die Anpassung des konventionellen Kraftwerksparks an wachsende Anteile erneuerbarer Energien im Energiekonzept der Bundesregierung zu klären.

Längere Reaktorlaufzeiten und zusätzliche Kohlekraftwerke würden schon im kommenden Jahrzehnt den von der Koalition ebenfalls versprochenen Vorrang von Strom aus Wind und Sonne untergraben. Da das Klimaziel der Bunderegierung - den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent zu senken - nur mit einem vollständigen Umstieg auf Erneuerbare Energien zu erreichen sind, käme der Klimaschutz unter die Räder.

Schon bei einem Jahresanteil an der Stromversorgung von weniger als 50 Prozent - als Grundlage dienten ein vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) erstelltes Szenario und reale Daten des Wetterjahrs 2007 - decken die erneuerbaren Energien bei stündlicher Betrachtung zwischen 15 und 110 Prozent des gesamten Strombedarfs ab. So werde ein zunehmender Anteil der konventionellen Kraftwerke nur noch als „Backup" zur jederzeitigen Absicherung des Strombedarfs benötigt. Ein wirtschaftlicher Betrieb von Grundlastkraftwerken ist dadurch unsicher.

Entscheidend für einen flexiblen Betrieb zur Integration erneuerbarer Energien sind kurze Mindest-Stillstandzeiten, geringe Anfahrdauern und kurze Mindest-Betriebszeiten. Gehe die aktuelle Ausbaudynamik der erneuerbaren Energien weiter, könnten sie schon im Jahr 2020 mehrere Dutzend Stunden den gesamten Strombedarf Deutschlands allein abdecken. Michael Sterner vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik erklärt dazu: „Der klassische Grundlastbereich für konventionelle Kraftwerke löst sich auf. Was wir in Zukunft benötigen, sind flexible Kraftwerke für die Mittel- und Spitzenlast, die schnell an- und abgefahren werden können und dabei robust bleiben."

Schon im kommenden Jahrzehnt sei damit zu rechnen, dass die Erneuerbaren Energien den Strombedarf immer häufiger vollständig abdecken. In diesen Situationen müssten alle Kohle und auch alle Atomkraftwerke vollständig abgefahren werden. Da jedoch ein Wiederanfahren von Atomkraftwerken mehr als zwei Tage dauere, würde ein solcher Abschaltvorgang regelmäßig die Versorgungssicherheit gefährden. In der Konsequenz würden Windräder in steigender Zahl und Häufigkeit aus dem Wind gedreht, der Einspeisevorrang des EEG würde zunehmend unterlaufen.

 

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