Atomendlager-Debatte: Wird das BfS entmachtet?

16.03.2010 von
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und dessen atomkraftkritischer Chef Wolfram König könnten bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll ausgebootet werden. Dies hatten Atomkraftgegner bereits im November nach Gesprächen mit einem ranghohen Bundesbeamten vermutet. Heute berichtete nun auch die „tageszeitung“ über entsprechende Überlegungen im Bundesumweltministerium.
 
Das Ministerium bestätigt solche Pläne auf ddp-Anfrage bislang zwar nicht, doch für eine Entmachtung des BfS bei der nun angekündigten Weitererkundung des Salzstocks Gorleben bestehen aus Sicht der Bundesregierung gute Gründe. So hatte König bemängelt, der Standort im Wendland sei nicht nach einem internationalen Standards entsprechenden Verfahren ausgewählt worden. Zudem befürwortete er eine vergleichende Untersuchung auch anderer Standorte.
 
Nach den Modellen, die laut des Zeitungsberichts nun in Berlin diskutiert werden, könnte entweder eine ganz neue Entsorgungsbehörde die Regie in Gorleben übernehmen oder die Deutsche Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) mehr Kompetenzen erhalten. Die DBE mit Sitz im niedersächsischen Peine war ursprünglich ein Staatsbetrieb. Heute gehört sie zu 75 Prozent der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), einer Tochter der großen Stromkonzerne.
 
Die DBE ist in Gorleben sowie bei der Schließung des Atommülllagers Morsleben schon jetzt als „Subunternehmer“ für das BfS tätig. Der für die Entsorgung radioaktiver Abfälle zuständige Bund könnte der DBE mittels einer sogenannten „Beleihung“ bestimmte hoheitliche Aufgaben - ähnlich wie etwa die Überwachung von Kraftfahrzeugen und technischen Anlagen an den TÜV - komplett an private Einrichtungen delegieren.
 
Eine Entmachtung des BfS in Gorleben zugunsten der Stromkonzern-eigenen DBE wäre im Interesse der Atomwirtschaft. Die Stromkonzerne haben im Rahmen der vorgeschriebenen Endlagervorausleistung den größten Teil der bislang in Gorleben verbauten 1,5 Milliarden Euro getragen, auch für die künftig anfallenden Kosten müssen sie als Verursacher des Atommülls aufkommen. Würden, wie es die Oppositionsparteien und auch das BfS vorgeschlagen haben, neben Gorleben noch weitere Standorte untersucht, müssten die Konzerne sehr viel tiefer in die eigene Tasche greifen.
(ddp/rpl/kos)

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

...eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

...eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter