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Manipulation bei Gorleben-Erkundung?
Ein früherer Gorleben-Mitarbeiter hat das Verfahren bei der ersten Erkundung des Salzstocks für ein Atom-Endlager heftig kritisiert. "Die Untersuchungsergebnisse wurden damals eindeutig manipuliert", sagte der Geologe und Ingenieur Thomas Diettrich der Frankfurter Rundschau. Er sei kein Gegner der Endlagerung, betont der Experte. Gorleben sei jedoch "der wohl ungeeignetste aller Standorte für ein Endlager, die ich in 30 Jahren in zahlreichen Ländern der Welt gesehen habe".
Der Ingenieurgeologe war in der 1970er und 80er Jahren unter anderem Angestellter des Frankfurter Ingenieur-Unternehmens Lahmeyer. Er betreute erste Probebohrungen in der 1977 von der niedersächsischen Landesregierung bestimmten Salzstockregion und wertete sie aus.
Die Probebohrungen erbrachten Diettrichs Darstellung zufolge Ergebnisse, die gegen ein Endlager in diesem Gebiet sprachen: "Die geologische Struktur im Deckgebirge über dem Salzstock war sehr zerklüftet und die Gefahr groß, dass Oberflächenwasser vergleichsweise schnell in Kontakt mit dem Salzstock kommt." Auch viele Daten zur "Fließgeschwindigkeit" des Salzes - wichtig für den Bau der Stollen und Lagerräume im Salzstock - seien ungünstig gewesen, sagte Diettrich.
Beim damaligen Auftraggeber der Untersuchung, der Deutschen Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK), seien diese Ergebnisse alles andere als willkommen gewesen. DWK-Verantwortliche hätten ihn und Kollegen angewiesen, "aus der Vielzahl der Daten jene auszuwählen, die das Projekt in günstigem Licht erscheinen ließen", sagte der Geologe.