Historiker bezeichnet Gorleben-Entscheidung als "sachgerecht"
Der Historiker Anselm Tiggemann hat den politischen Prozess zur Vorauswahl Gorlebens als Entsorgungs- und Endlagerstandort in den 1970er Jahren als "sachgerecht" bezeichnet. "Die Stufen, die zu der Entscheidung geführt haben, sind klar nachzuvollziehen", sagte Tiggemann am Freitag in Hannover bei der Vorstellung einer Studie, die er im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums erstellt hatt.
Der Studie zufolge hatte es sachliche Bedenken gegen drei ursprünglich ins Auge gefasste Standorte in Niedersachsen gegeben. Laut Tiggemann untersuchte die Kernbrennstoffwiederaufarbeitungsgesellschaft (KEWA) in der zweiten Jahreshälfte 1976 deshalb weitere Standorte und stellte fest, dass Gorleben sogar deutlich besser geeignet sei als die ursprünglich in Erwägung gezogenen Standorte. Dies sei erst anschließend die Grundlage für den niedersächsischen Auswahlprozess gewesen. "Am Anfang des niedersächsischen Auswahlprozesses stand also die fachliche Eignung Gorlebens", sagte Tiggemann.
Tiggemann machte klar, dass die ursprünglichen Bedenken seitens der Bundesregierung zu Gorleben ausschließlich wegen der Grenznähe zur DDR und befürchteter Proteste bestanden hätten. Fachliche Zweifel habe es nicht gegeben. Auf eine wirkliche Eignung Gorlebens als Standort wollte sich Tiggemann am Freitag nicht festlegen. Er habe lediglich historisch überprüft, wie es zu der Vorauswahl gekommen sei, betonte er.
Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) bewertete die Studie am Freitag als Basis für eine Versachlichung der Diskussion. Damit seien die insbesondere in den vergangenen Monaten aufgekommenen "Verschwörungstheorien" vom Tisch, betonte er.
Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hat sich für eine begrenzte Rückholbarkeit radioaktiver Abfälle aus dem möglichen Atommüll-Endlager Gorleben ausgesprochen. Nach den Erfahrungen mit der Asse müsse gewährleistet werden, dass während der rund 80 Jahre dauernden Betriebsphase bei einem Laugenzufluss der Atommüll rückholbar sei, sagte Sander am Freitag in Hannover.
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