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Proteste bei Merkels Besuch im Atomkraftwerk Lingen
Begleitet von Protesten von Atomkraftgegnern hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag den Atommeiler im niedersächsischen Lingen besucht. Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace kritisierten den ihrer Ansicht nach atomkraftfreundlichen Kurs der schwarz-gelben Bundesregierung. Anlässlich des Besuches der Kanzlerin projizierten sie die Botschaft "Atomkraft ist ein Irrweg, Frau Merkel!" an den Kühlturm des Atomkraftwerkes Emsland. Greenpeace fordert, die deutschen Atomkraftwerke nicht länger laufen zu lassen.
Die atomkritischen Initiativen Campact und "ausgestrahlt" wollten Merkel den von nach eigenen Angaben mehr als 160.000 Menschen unterzeichneten Appell "Atomkraft abschalten" überreichen. Die Bundeskanzlerin habe sich jedoch geweigert, die Unterschriften persönlich entgegenzunehmen, teilten Sprecher beider Initiativen mit. Auch eine Einladung zu einer kurzen Diskussion mit den Bürgern habe sie ausgeschlagen.
"Für Atombosse hat Merkel ein Ohr, aber die Meinung der Bevölkerung interessiert sie nicht", sagte Jochen Stay, Sprecher von "ausgestrahlt". Er warf der Kanzlerin vor, die Sicherheit der Bevölkerung aufs Spiel zu setzen, "nur um die Atomkraftwerksbetreiber mit Zusatzprofiten in Milliardenhöhe zu beglücken." Die Menschen hätten es satt, dass Schwarz-Gelb auf eine Technologie setze, von der ein tödliches Risiko ausgehe, sagte Campact-Sprecher Christoph Bautz. Er fügte hinzu: "Keines der Atomkraftwerke wäre heute noch genehmigungsfähig."
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte Merkel davor, den durchsichtigen Argumenten der Atomlobbyisten zu folgen. Sollte die Bundesregierung den von RWE und Eon geforderten längeren Laufzeiten für ihre Atommeiler zustimmen, sehe eine Mehrheit der Deutschen dies als "klaren Kniefall vor den Profitinteressen der Energiekonzerne", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. In der Folge werde der jetzt schon breite Protest in der atomkritischen Bevölkerung noch zunehmen.