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Merkel plädiert für Laufzeitverlängerung um 10 bis 15 Jahre

30.08.2010 von
Protest gegen LaufzeitverlängerungBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plädiert für eine Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke um mindestens zehn Jahre. Aus fachlicher Sicht seien 10 bis 15 Jahre vernünftig, sagte die Kanzlerin am Sonntag im ARD-"Bericht aus Berlin" mit Blick auf die am Freitag vorgelegten Szenarien zur Energiepolitik. Die Regierung hatte mehrere Forschungsinstitute beauftragt, vier verschiedene Szenarien der Energieversorgung durchzurechnen: die Auswirkungen von Laufzeitverlängerungen um 4, 12, 20 und 28 Jahre.
 
Der Energieexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace, Andree Böhling, widersprach der Kanzlerin: "Die vorgelegten Gutachten zu den Energieszenarien liefern alles andere als fundierte Grundlagen für tragfähige Beschlüsse. Bei ihrer Festlegung auf längere Laufzeiten stützt sich Merkel auf offensichtlich manipulierte Studien, die zu den gewünschten Ergebnissen führen mussten", sagte Böhling. Die Kanzlerin spiele mit gezinkten Karten.
 
Zu Recht fordere Merkel, dass man bei der Energiepolitik die Menschen mitnehmen müsse. Doch mit den geplanten Laufzeitverlängerungen bediene sie gegen den Willen der Mehrheit der Menschen im Land ausschließlich die Profitinteressen von vier Unternehmen und mache sich zur Kanzlerin der Konzerne. "Damit wird sie die Wut und die Politikerverdrossenheit in der Bevölkerung weiter schüren", sagte Böhling.
 
DIW-Expertin Claudia Kemfert wirft der schwarz-gelben Regierungskoalition eine falsche Prioritätensetzung bei der Debatte um ein neues Energiekonzept vor: "Es müsste in erster Linie um Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien und dann um Energieeinsparung gehen", forderte die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in der Passauer Neuen Presse.
 
Kemfert sagte, es sei "absolut inakzeptabel", wenn im Rahmen des Sparpakets Mittel für energetische Gebäudesanierung gekürzt würden. Die Möglichkeiten für den Ausbau von Kohle-, besser noch Gaskraftwerken müssten ausgelotet werden, bevor zuallerletzt die Frage längerer atomarer Laufzeiten beantwortet werde.
 
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