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Laufzeitverlängerung sorgt für Streit unter Energieversorgern
Die längeren Laufzeiten für die deutschen Kernkraftwerke sorgen für Streit unter den deutschen Energieversorgern. Während die großen Energiekonzerne E.on, RWE, EnBW und Vattenfall den Atom-Kompromiss der Bundesregierung am Montag im Grundsatz begrüßten, warnten die kommunalen Energieversorger vor einer Zementierung der Marktmacht der Stromriesen. Vertreter aus dem Bereich der erneuerbaren Energien erklärten, durch den Kompromiss seien 100.000 Jobs im Bereich erneuerbarer Energien gefährdet. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, beklagte eine verpasste Chance zur Stärkung des Wettbewerbs.
Beifall fand die Einigung vor allem bei den Stromriesen. RWE-Chef Jürgen Großmann betonte, die Einigung mache die Kernkraft "zu einem starken Pfeiler der Brücke, die ins Zeitalter der erneuerbaren Energien führt". Einen günstigeren Strompreis erwartet er aber nicht. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), in dem die Stadtwerke organisiert sind, reagierte enttäuscht auf das Ergebnis. "Die Marktmacht der großen Konzerne bei der Energieerzeugung wird durch die Vorfestlegungen der Bundesregierung zementiert", sagte VKU-Präsident Stephan Weil. Die Bundesregierung riskiere, dass viele "der kommunalen Investitionen für den Ausbau der erneuerbaren Energien und neuer hoch effizienter Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen nicht mehr getätigt werden".
Nach Ansicht des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) sind die Verbraucher die Verlierer des Kompromisses. Die Atomlobby habe sich "mit ihren dreisten Forderungen auf ganzer Linie durchgesetzt". Der Bundesverband WindEnergie sprach von einer "Rolle rückwärts zur Energietechnologie von gestern". Kernkraftwerke würden noch Jahrzehnte "die Stromnetze verstopfen" und so den möglichen Ausbau der Windenergie blockieren.
Auch der Kartellamtspräsident Mundt beklagte die verpasste Chance zur Stärkung des Wettbewerbs. "Wir hätten es gern gesehen, wenn der Kompromiss an die Strukturen des Erzeugungsmarktes gegangen wäre", sagte er. Stattdessen werde der Status quo zementiert.