Stadtwerke-Netzwerk "entsetzt" über Atom-Kompromiss
Der Atom-Kompromiss der schwarz-gelben Bundesregierung hat scharfe Kritik der nordrhein-westfälischen Stadtwerke ausgelöst. "Ehrlich gesagt sind wir entsetzt, wie kurz das energiepolitische Konzept der Bundesregierung springt", sagte Sven Becker, Geschäftsführer der Aachener Trianel GmbH, einem Stadtwerkenetzwerk mit 47 Gesellschaftern, am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Das Energiekonzept von CDU/CSU und FDP sei "in weiten Teilen klassische Klientelpolitik zugunsten der großen vier Stromkonzerne". Entgegen allen Beteuerungen der Bundesregierung seien die Stadtwerke und die Stromkunden Verlierer des Konzepts.
Die Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke schädige den Wettbewerb gleich auf mehreren Ebenen, sagte Becker. "Nach allem, was bis jetzt bekannt ist, wird Wettbewerb im Erzeugungssektor auf Jahrzehnte verhindert. Zudem werden bereits getätigte Milliardeninvestitionen in hocheffiziente, moderne Kraftwerke entwertet", sagte der Trianel-Vertreter. Die neuen Marktteilnehmer würden für ihr Vertrauen in die Politik bestraft. "Als Konsequenz droht ein Investitionsstau im Kraftwerksbereich." Die Zeche zahlten die Kunden, den Gewinn kassierten die Konzerne.
Trianel erwartet nun erhebliche Wettbewerbsnachteile. "Nach uns vorliegenden Gutachten müssen wir für ein hocheffizientes Kohlekraftwerk wie auch Gas- und Dampfkraftwerk in der 800 Megawatt-Klasse auf 20 Jahre gerechnet mit Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe rechnen", sagte Becker. Der Trianel-Geschäftsführer forderte die Bundesregierung auf, ihr Energiekonzept nachzubessern.