Strom durch längere AKW-Laufzeiten nicht billiger
Das Szenarium der Regierung sieht für 2050 einen Energiemix vor, bei denen die Erneuerbaren einen Anteil von 80 Prozent einnehmen werden. Dieses Ziel wird auf dem angepeilten Weg nicht erreicht werden, sagt Hollain, da dieser starre und flexible Energieformen miteinander verknüpft. "Windanlagen oder Photovoltaik haben einen veränderlichen Output und brauchen flexible Ergänzungen wie etwa Gaskraftwerke. Atomkraftwerke hingegen sind unflexible Grundlastkraftwerke." Dieser Systemkonflikt erschwere die Integration Erneuerbarer Energien, mache den Energietransport über große Distanzen nötig und verteuere damit den Strompreis.
Eine Verschärfung der Situation befürchtet Hollain seitens des Wirtschaftsministeriums. "Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist der Vorrang Erneuerbarer Energien gegenüber anderen Energiequellen verankert. Das heißt, dass AKW und andere fossile Kraftwerke bei viel Wind ihre Erzeugung drosseln müssen. Eine Einschränkung des Einspeisevorrangs bei der nächsten EEG-Novelle zugunsten fossil-atomarer Grundlastkraftwerke verweist die Erneuerbaren Energien weiter auf die lange Bank. Bei Offshore-Windkraftwerken wird somit nicht mehr viel geschehen, insbesondere von seiten der Energiekonzerne." Atomenergie und erneuerbare Energie passen nicht zusammen, so das Credo des Eurosolar-Experten, denn mehr Atomstrom im Netz enge den Wachstumspielraum der Erneuerbaren deutlich ein.
Ähnlich wie die Opposition, IG Metall oder Naturschutz-Organisationen kritisiert auch Hollain die Stärkung der großen Energieversorger durch das Regierungspapier. "Heute ist 80 Prozent der Energieerzeugung in der Hand von fünf Anbietern. Diese werden nun nur weiter gestärkt, obwohl 95 der 100 Milliarden Euro, die seit 2000 in erneuerbare Energien investiert wurden, seitens der Stadtwerke, Betreibergemeinschaften und individuellen Investoren kamen. Nachhaltig ist diese Strategie nicht."
(pte)