Die Stadtwerke müssen was tun
Die 800 Stadtwerke in Deutschland rechnen mit Verlusten in Höhe von 4,5 Milliarden Euro durch die Verlängerung der Atomlaufzeiten. Da ist Weitblick gefragt, wie es weitergehen soll. Eine Reihe von Studien zur Zukunft der Stadtwerke beschäftigt sich mit der Wirtschaftlichkeit.
Laut Beratungs- und Softwarehaus Bestence können die kommunalen Versorger diese vor allem durch die Reduzierung von Kosten kompensieren. Dazu zählen in erster Linie weniger Investitionen und neue Wege bei der Strombeschaffung.
Seit gut zwei Jahren sind überall in Deutschland Kommunen dabei, ihre Stadtwerke schrittweise zurückzukaufen. Gleichzeitig bemühen sich Städte und Gemeinden verstärkt um den Abschluss von Konzessionsverträgen, mit denen festgelegt wird, wer den Strom zu den Endkunden transportieren darf. Allein bis 2011 laufen rund 2.000 Lizenzen für den Netzbetrieb aus. Die damit verbundenen Investitionen werden jedoch jetzt durch den von der Bundesregierung ausgehandelten Atomkompromiss zur Laufzeitverlängerung auf den Prüfstand gestellt. Ersten Einschätzungen zufolge wird sich dabei an den gefassten Zielvorgaben für die Kommunen wenig ändern müssen. Der Grund: Die Positionierung als Anbieter alternativer Energien ist ein Pfund, mit dem die Städte und Gemeinden wuchern können, so eine aktuelle Markteinschätzung von Steria Mummert Consulting.
"Wie die emotionale Diskussion der vergangenen Tage zeigt, werden sich viele Kunden künftig ganz bewusst für Produkte aus erneuerbaren Energien entscheiden. Gerade wenn die Vertriebsstrategie und das daraus resultierende Marketing des jeweiligen kommunalen Versorgers klar erkennbar auf diese Produkte Bezug nehmen, dürften Verbraucher bereit sein, mehr für diese Energie zu bezahlen", sagt Hagen Förster, Senior Manager bei Steria Mummert Consulting.
Die Verlängerung der Atomlaufzeiten und das neue Energiewirtschaftsgesetz hat die Stadtwerke-Branche alarmiert. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat bereits angekündigt, dass die Stadtwerke ihre geplanten Milliardeninvestitionen in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und den Ausbau der erneuerbaren Energien drastisch reduzieren werden. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens goetzpartners besagt zudem, dass Stadtwerke durch neue Ansätze in der Strombeschaffung Kosteneinsparungen von durchschnittlich drei bis fünf Prozent erzielen können. Die Anzahl der Kooperationen, strategischen Partnerschaften und Zusammenschlüsse bei den kommunalen Versorgern wird durch die Verlängerung der Atomlaufzeiten zunehmen.