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Atomkraftgegner demonstrieren an rund 120 Orten
Kernkraftgegner haben am Wochenende bundesweit mobil gemacht. Mit einem "Castor-Strecken-Aktionstag" demonstrierten sie am Samstag gegen bevorstehende Atommülltransporte. Den Organisatoren zufolge beteiligten sich mehr als 16.000 Menschen an Protestaktionen an rund 120 Orten entlang der möglichen Strecken der nächsten Castor-Transporte. Mit dem bundesweiten Aktionstag wollten die Kernkraftgegner darauf aufmerksam machen, dass Gorleben und das Atommüllproblem kein regionales Thema sind.
Am Sonntag haben rund 400 Atomkraftgegner am Zwischenlager Gorleben zudem eine Castorbehälter-Attrappe mit dutzenden schwarz-gelben "Atommüllfässern" für den Transport nach Berlin verladen. Die Fässer sollen am Montag in Berlin vor dem Bundestag zu einem großen Berg aufgetürmt werden. Die Aktion steht unter dem Motto "Atommüll: Zurück an den Absender". Ab 6. November sollen die Proteste mit einer Großdemonstration in Dannenberg fortgesetzt werden. Die Kernkraftgegner wollen dann auch versuchen, den Castor-Transport zu blockieren.
Der Sprecher der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt - Gemeinsam gegen Atomenergie", Jochen Stay, zeigte sich mit den Aktionen am Wochenende sehr zufrieden: "Eine tolle Sache, die sicher eine große Zahl Menschen zum Widerstand gegen den Castor-Transport im November ins Wendland bringen wird." Die Teilnehmer hätten Sitzblockaden geübt und die Bevölkerung informiert.
Die Initiative "Castor-Strecken-Aktionstag" sprach ebenfalls von mehr als 120 Orten, an denen Kernkraftgegner demonstriert hätten. Die Teilnehmerzahlen hätten zwischen mehreren Hundert Aktivisten etwa in Ahaus und Aschaffenburg, rund 1.000 Menschen in Freiburg und 3.000 Kernkraftgegnern in Hannover gelegen. Vielfach hätten sich Aktive noch während des Tages entschlossen, Aktionen durchzuführen.
In Lüneburg, Uelzen und entlang der Bahnstrecke im Wendland nach Dannenberg beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers in Lüneburg mehr als 800 Menschen am sogenannten Schienenaktionstag.
Der Protest sei ausnahmslos friedlich verlaufen, sagte der Sprecher. Auch in Göttingen hatten etwa 250 Menschen friedlich protestiert.
Der Protest sei ausnahmslos friedlich verlaufen, sagte der Sprecher. Auch in Göttingen hatten etwa 250 Menschen friedlich protestiert.
In Berlin und im Wendland hatte die Initiative "Castor? Schottern!" zu sogenannten Schotter-Trainings aufgerufen. Dabei ging es unter anderem darum, die Bahngleise, auf denen der Zug mit den Castor-Behältern im Schritttempo rollt, zu untergraben und damit unpassierbar zu machen.
Auch in Greifswald probten Aktivisten nach einer Kundgebung mit 130 Teilnehmern symbolisch das "Schottern", nachdem sie zudem Fässer durch die Stadt gerollt hatten. In Rostock starteten 60 Radler zu einem Korso. Am Bahnhof der südhessischen Gemeinde Biblis versammelten sich mehr als hundert Demonstranten. Ihr Protest richtete sich vor allem gegen die längeren Laufzeiten des 1974 in Betrieb genommenen Atomkraftwerks in Biblis, dessen Block A der älteste Meiler in Deutschland ist.
Voraussichtlich am ersten November-Wochenende sollen Atommüllbehälter von der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague über Süddeutschland ins niedersächsische Gorleben im Wendland rollen. Der Sprecher kritisierte, der anstehende Castor-Transport in eine oberirdische Leichtbau-Halle in Gorleben verdeutliche die völlig ungelöste Entsorgungsfrage für den strahlenden Müll. Die Behälter seien für 40 Jahre ausgelegt, doch der Inhalt strahle Jahrtausende. Bislang gebe es weltweit kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Müll. Die Bundesregierung wolle jedoch mit der Laufzeitverlängerung für die AKW den Atommüllberg weiter anwachsen lassen.
Unterdessen hat das Verwaltungsgericht Lüneburg die Erkundungsarbeiten im Salzstock Gorleben wegen der beim Gericht eingereichten Klagen vorerst gestoppt. Stay zeigte sich jedoch skeptisch über den Erfolg. Die Klagen hätten zwar erst einmal aufschiebende Wirkung. Da das Bundesamt für Strahlenschutz aber einen Antrag auf Sofortvollzug der Erkundungsgenehmigung beim niedersächsischen Oberbergamt gestellt habe, könne die Entscheidung des Gerichts schnell wieder aufgehoben werden. Das Landesamt für Bergbau hatte erst Ende September die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten nach zehnjähriger Pause erlaubt.
(dapd / Michael Best)
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