Länder zoffen sich über Alternativen zu Gorleben
Ohne Biblis oder Philippsburg beim Namen zu nennen, sagte Sander in dem Zeitungsinterview, der Vorschlag von Greenpeace "wäre eine Möglichkeit, die man durchaus prüfen sollte". Der Protest wäre bestimmt weitaus geringer, sagte der FDP-Politiker mit Blick auf die kürzeren Wege des aus Frankreich kommenden Atommülls durch Deutschland. "Das würde Niedersachsen entlasten, das mit den Castor-Spektakeln eine ungeheure Last zu tragen hat", sagte Sander weiter. Allerdings sei auch dies keine dauerhafte Lösung für das Problem des Atommülls.
Es müsse mit Hochdruck geklärt werden, ob der Salzstock in Gorleben für das Endlager geeignet sei. Wenn das nicht der Fall sein sollte, müsse eine neue Suche beginnen, forderte der niedersächsische Umweltminister. "Und zwar in allen Bundesländern, in denen es geologisch geeignete Standorte gibt, also auch in Bayern und Baden-Württemberg", fügte Sander hinzu. Denn es stehe fest, dass für die Entsorgung der Bund zuständig sei und nicht das Land Niedersachsen.
Die hessische Umweltministerin Puttrich wies in Wiesbaden die Forderung zurück, bei der Suche nach weiteren Zwischenlagern auch Biblis als Standort in den Blick zu nehmen. "Die Genehmigung des Zwischenlagers in Biblis lässt die Lagerung von Castoren mit Abfällen aus der Wiederaufbereitung nicht zu", sagte die CDU-Politikerin in Wiesbaden. Auch sei an dem bestehenden Lagerkonzept für Brennelemente nicht zu rütteln, fügte Puttrich hinzu.
Das baden-württembergische Umwelt- und Verkehrsministerium erklärte, in den südwestdeutschen Kernkraftwerken gebe es keine Reservekapazitäten, um zusätzlichen Atommüll aus La Hague oder Sellafield aufzunehmen. Die Zwischenlager an den Atomkraftwerken seien so bemessen, dass nur die radioaktiven Abfälle des jeweiligen Standorts gelagert werden könnten. "Wir sehen deshalb keine großen Chancen für den Vorschlag des niedersächsischen Umweltministers", sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Entscheidung über den Umgang und die Zwischenlagerung atomarer Abfälle liege beim Bund, betonte der Sprecher ebenfalls. Die dezentrale Zwischenlagerung atomarer Abfälle könne insgesamt nur eine Zwischenlösung sein. "Viel wichtiger ist es, dass nach zehnjähriger Unterbrechung durch die damals rot-grüne Bundesregierung nun die Erkundungsarbeiten für ein atomares Endlager wieder aufgenommen werden", sagte der Sprecher.
Sollte die Endlagererkundung ergeben, dass Gorleben nicht geeignet sei, werde man sich bei einer neuen Suche auch einer Einbeziehung von Baden-Württemberg "nicht vollends entziehen", sagte der Sprecher weiter. Aufgrund der Gesteinsformationen sehe man den Südwesten aber nicht als prädestiniert an.