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Wasserkraftwerke als Umweltvernichter

Brasilien ist nach China und Kanada drittgrößter Produzent von Strom aus Wasserkraft mit einem Weltanteil von einem Zehntel. 60 Prozent davon stammen aus dem Amazonas, was jetzt heftig in die Kritik gerät. Der Boom an geplanten Wasserkraftwerksbauten in Brasilien ist drauf und dran, den gesamten Amazonas-Regenwald zu vernichten. Internationale Konzerne profitieren davon kurzfristig, während die Bevölkerung und die Natur dafür bezahlen. Davor warnen Leonardo Bauer Maggi und Iury Charles von der Bewegung der Staudamm-Betroffenen Brasiliens MAB.
Aktueller Anlass ist die Verleihung des alternativen Nobelpreises an den austro-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler, der zu den prominentesten Kritikern des Ausbaus der brasilianischen Wasserkraft zählt. Geht es nach der frisch gewählten Präsidentin Dilma Rousseff, die unter Amtsvorgänger Lula da Silva Energieministerin war, so soll die Wasserkraft zur Triebfeder von Brasiliens Wirtschaftsboom werden. 70 zusätzliche Wasserkraftwerke sind in Amazonien derzeit geplant. Bis 2030 sollen es laut Bauer Maggi 2500 Staudämme mehr werden - 1450 davon zur Energieerzeugung, der Rest für die künstliche Bewässerung der Agrarindustrie.
Da Wasserkraft als CO2-freundliche Alternativenergie gilt, kann Brasilien dank ihr sogar Emissionspapiere verkaufen. "Die Rechnung stimmt so jedoch nicht", warnen Bauer Maggi und Charles. Fast geschenkt erhält den Wasserkraft-Strom nur die Industrie. Privathaushalte, die nur 22 Prozent der Energie verbrauchen, bezahlen einen bis zu zehnmal höheren Preis - den fünfthöchsten Stromtarif der Welt.
(pte)
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