Auch ohne AKW: Das deutsche Stromnetz wird stabil sein
Entwarnung an der Steckdose: Das deutsche Stromnetz erweist sich auch nach der Abschaltung der Atomreaktoren als stabil. "Es besteht keine Gefahr, dass das Netz zusammenbrechen könnte", sagte der Sprecher des Netzbetreibers 50Hertz, Volker Kamm,der Nachrichtenagentur dapd. Und auch die anderen großen Übertragungsnetzbetreiber rechnen vorläufig nicht mit Stromausfällen.
Allerdings, auch darin sind sich alle Netzbetreiber einig, wird es in den nächsten Monaten größerer Anstrengungen bedürfen, das Netz stabil zu halten. Das Problem: Die vom Netz genommenen Kernkraftwerke liegen vor allem im Süden Deutschlands. Dadurch kommt es jetzt zu erhöhten Stromflüssen auf den Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd. Von einem Stromsog spricht Kamm.
"Wir werden vermehrt unsere Möglichkeiten nutzen müssen, um das Netz stabil zu halten", prognostiziert Kamm. Das heißt etwa, dass künftig häufiger Windanlagen an der Ostseeküste abgeschaltet werden könnten, um eine Überlastung der Netze zu vermeiden. Aber auch, dass die Netzbetreiber häufiger in den Betrieb von konventionellen Kraftwerken eingreifen dürften.
Der niederländische Netzbetreiber Tennet, der das deutsche Übertragungsnetz von E.on übernommen hat, sieht ebenfalls "keine unmittelbare Systemgefährdung" durch das Moratorium, spricht aber von einer "stark angespannten Netzsituation". Das Unternehmen prüfe, ob es vorgesehene Instandhaltungsarbeiten an den Trassen verschiebe, um das Netz nicht zusätzlich zu schwächen. Zu einer kritischen Situation könne es kommen, wenn weitere Kraftwerke - etwa revisionsbedingt - abgeschaltet würden, warnte Tennet.
Neue Hochspannungsleitungen benötigt
Beim westdeutschen Netzbetreiber Amprion hieß es: "Wir tun alles, um die Versorgungssicherheit auf dem gleichen Niveau zu halten wie bisher." Die Gefahr eines Blackouts sehe man eher nicht, fügte Sprecher Andreas Preuß hinzu. Und auch die EnBW Transportnetze AG sieht "keine unmittelbare Gefährdung des Energieversorgungssystems."
Allerdings sei die weitere Entwicklung schwierig vorherzusagen, betonten die Experten. Ein Beispiel: Durch steigende Strompreise in Deutschland könnte es vermehrt zu Stromimporten kommen und damit zu veränderten Lastflüssen in Europa. Eine Herausforderung für die Netzbetreiber.