CDU-Wirtschaftspolitiker kritisieren Atom-Ausstiegspläne
Die unionsinterne Kritik an den Ausstiegsplänen der Bundesregierung reißt nicht ab. "Ich bin überrascht, dass einige in der Koalition denken, man könnte jetzt den Turbo beim Atomausstieg anwerfen - so einfach wird das nicht", sagte der energiepolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß, (CDU) dem Handelsblatt. Er fordert ein "realistisches" Ausstiegsszenario.
Nach Ansicht der Wirtschafts- und Energieexperten der Unions-Fraktion könnte ein beschleunigter Umstieg teuer werden. "Wer jetzt schnell aus der Atomenergie aussteigen will, muss wissen, dass die Kernkraft erst einmal durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt wird und Deutschland mehr Strom, auch Atomstrom, aus dem Ausland importieren muss", sagte Bareiß. Unterm Strich steige der Strompreis für die Wirtschaft und die Bürger.
"Ich kann nur davor warnen, die Wettbewerbsfähigkeiten des deutschen Industriestandorts durch ein schnelles Ende der Atomenergie zu gefährden", sagte CDU-Wirtschaftsexperte Joachim Pfeiffer dem Blatt. Der Präsident des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk, sagte, "die Sicherheit der Kernkraft, die Bezahlbarkeit von Energie und die Technologieoffenheit müssen als nachvollziehbare Paradigmen der CDU-Position wieder erkennbar sein". In erster Line müsse daher "eine Kurskorrektur in der Kommunikation erfolgen", fordert Lauk.
Anders sehen das Deutschlands Manager: Deutschlands Führungskräfte halten Atomkraft in Deutschland für verzichtbar und unterstellen der Bundesregierung bei ihrer Moratoriumsentscheidung vor allem Wahltaktik. Ehrliche Sicherheitsbedenken nimmt der Politik hingegen kaum noch ein Manager ab. Das sind Ergebnisse des 22. LAB Managerpanels im Rahmen einer Blitzumfrage unter 359 deutschen Führungskräften, durchgeführt von der internationalen Personalberatung LAB & Company unmittelbar nach den Landtagswahlen vom Wochenende.
Danach fordern 91 % der Führungskräfte einen Atomausstieg. 40 % verlangen diesen sogar schnellstmöglich oder sofort. Und nur 9 % halten Atomkraft für einen notwendigen Grundpfeiler der deutschen Energieversorgung. Hinsichtlich der Moratoriumsentscheidung unterstellen 70 % der Befragten Bundeskanzlerin Angela Merkel vor allem wahltaktische Motive. An ehrlich gemeinte Sicherheitsbedenken glauben nur 4 % der Manager. "Die Regierung ist in Kernfragen ihrer Politik völlig unberechenbar geworden", kritisiert ein Teilnehmer stellvertretend für andere. "Das war blanker und schädlicher Aktionismus", urteilt ein anderer.