Bisher keine kritischen Strahlenwerte am Frankfurter Flughafen
Behutsam führt Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner das gelbe Strahlenmessgerät an mehreren Paketen vorbei.
Das rhythmische Ticken des rechteckigen Apparats beunruhigt die CDU-Politikerin überhaupt nicht. "Dass hier ja keine Missverständnisse aufkommen: Der hier gemessene Ausschlag ist die natürliche Strahlung der Umgebung", betont die Ministerin, während sie am Mittwoch in einer Frachtabfertigungshalle am Frankfurter Flughafen auf die Anzeige des Strahlenmessgeräts zeigt. Seit dem Erdbeben in Japan und den Problemen mit den dortigen Kernkraftwerken werden Waren, Postsendungen und Pakete von dort auf auffällige Strahlenwerte untersucht.
Auch mehrere Wochen nach dem Reaktorunfall in Japan gebe es keine Hinweise darauf, dass radioaktiv belastete Waren nach Deutschland eingeführt werden oder eingeführt worden sind, versichert Aigner. Je länger indes die Lage in den betroffenen Atommeilern in Fukushima mitsamt austretender Strahlung angespannt bleibe, steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass doch belastete Produkte eingeführt werden. "Der vorsorgliche Schutz der Bürger hat für uns oberste Priorität", verweist die 46-Jährige auf die bestehenden Kontrollen. Sämtliche Lieferungen aus Japan müssten etwa mindestens zwei Tage von ihrer Ankunft an den sogenannten Außenkontrollstellen der Europäischen Union angemeldet werden.
Täglich sechs bis acht Flugzeuge aus Japan
Eine dieser Kontrollstellen ist Frankfurt. Täglich kämen sechs bis acht Maschinen aus Japan auf dem Flughafen an, die dann komplett kontrolliert würden, erklärt der Vorsteher des Hauptzollamtes, Ronald Mattausch. "Wir untersuchen beispielsweise jede Frachtpalette mit Instrumenten, die viel sensibler sind als Geigerzähler." Die Geräte seien so fein in der Wahrnehmung, dass bereits eine Strahlung in einer extrem kleinen Dosis wie etwa 40 Nanosievert auffielen.
Bereits seit dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Jahr 1986 werden am Frankfurter Flughafen routinemäßig mit Strahlenmessgeräten Proben genommen. Bei diesen Stichproben fahren Einsatzwagen des Zolls mit transportablen Messgeräten beispielsweise Frachtpaletten ab, die aus den Flugzeugen in der Frankfurter Cargo City entladen werden.
Geringer Import von Lebensmittel aus Japan
Aigner verweist ferner darauf, dass der Import von Lebensmitteln aus Japan ohnehin lediglich einen Anteil von 0,1 Prozent an den deutschen Einfuhren habe. Dadurch sei auch die Gefahr, belastete Importe einzuführen, relativ gering.
Bei der Demonstration einer Frachtkontrolle auf dem Vorfeld des Flugplatzes schlüpft Aigner in eine gelbe Weste mit der Aufschrift "Zoll" und nimmt auf dem Beifahrersitz des Einsatzwagens Platz. Nach einem kurzen Check von Frachtpaletten steht fest, diese angelieferte Ware ist - was Strahlungswerte anbetrifft - unbedenklich. Allerdings stammt die Fracht, an der die Arbeit der Zöllner demonstriert wird, nicht aus Fernost, sondern aus Curacao. Zum Zeitpunkt des Aigner-Besuchs war keine Maschine aus Japan da, die hätte kontrolliert werden können.
(Florian Bittler / dapd)