Experten kritisieren "Knebelvertrag" der Atomenergiebehörde

14.04.2011 von

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann nach Darstellung von Umweltexperten bei einer Reaktorkatastrophe wie jetzt in Japan nicht unabhängig über mögliche Gesundheitsfolgen berichten. Dies gelte auch für die Gefahren von Strahlung im Allgemeinen. Ein "Knebelvertrag" mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) verhindere dies, kritisierte Angelika Claußen von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW im Bundestag.

WHO soll unabhängig agieren

Dieser Vertrag zwischen der IAEA und WHO bestehe seit 1959 und verpflichte die WHO vor Veröffentlichungen über die Folgen von Radioaktivität, Rücksprache mit der IAEA zu halten. Die mächtige Atomenergiebehörde sei aber direkt dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unterstellt. "Die fünf Atomwaffenstaaten im Sicherheitsrat haben wenig Interesse daran, dass die wirkliche Gefahr der Radioaktivität für die Gesundheit der Bevölkerung veröffentlicht wird", sagte Claußen. So werde versucht, die gesundheitsschädliche Wirkung von Niedrigstrahlung herunterzuspielen. Auch Werte, die unter der willkürlich festgelegten Gefahrengrenze lägen, riefen aber Krebs und andere Erkrankungen hervor.

Die WHO müsse daher unabhängig agieren können, forderte Claußen.
Sie verwies darauf, dass Deutschland ein einflussreiches Mitglied der Gesundheitsorganisation sei. Die Bundesregierung müsse diesen Einfluss geltend machen, um die WHO zu stärken. "Die Gesundheit der Menschen im Bezug auf Radioaktivität muss wieder zum Primat der WHO werden."

Auch Edmund Lengfelder, Professor am Otto Hug Strahleninstitut, sagte, der Vertrag mit der WHO müsse dringend annulliert werden. Wenn die IAEA der WHO verbiete, etwas zu publizieren, dann müsse diese nach dem geltenden Vertragsrecht den Mund halten.

Atomenergiebehörde in der Kritik

Claußen sagte, die Hauptaufgabe der IAEA bestehe darin, die friedliche Nutzung der Atomtechnologie zu fördern. Diesen Satzungszweck müsse die Behörde im Lichte des Unglücks von Fukushima und 25 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl überdenken. Lengfelder bemängelte, dass die IAEA nach dem Reaktorunfall in Japan keine eigenen Strahlenmessungen vorgenommen habe, um trotz des "miserablen" Informationsflusses der japanischen Behörden Messwerte festzustellen. "Wozu haben wir die IAEA, wenn nicht für so einen Zweck?"

(Daniel Wenisch / dapd)

 

 

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