Sind E-Bikes unsicher? Die Branche wehrt sich

14.04.2011 von

Unter dem Titel „Crashtests zeigen hohe Unfallrisiken durch Elektrofahrräder“ veröffentlichte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft eine Pressemeldung, die auch Stromtipp.de erwähnte. Das sieht die Branche anders und wehrt sich jetzt: Sowohl Pedelec-Fachleute wie auch Anbieter derartiger Fahrzeuge halten die Meldung für einseitig und fachlich fehlerhaft, berichtet der pressedienst-fahrrad.

Schon die Grundaussage des Tests, 45 km/h schnelle Pedelecs bergen ein erhöhtes Unfallrisiko, ist nach Ansicht von Tobias Spindler vom Anbieter riese und müller irreführend einseitig. „In beiden gezeigten Testanordnungen erschließt sich uns kein Unterschied zu einem Fahrad ohne elektrischen Antrieb. Beide Unfallsituationen hätten ebenso mit rein per Muskelkraft angetriebenen Fahrrädern passieren können,“ erklärt Spindler und fragt sich, welche Intention Tests und Meldungen haben.

Das Branchenportal velobiz.de sieht in der GDV-Argumentation eine undifferenzierte Panikmache: „Das Ärgerliche an dieser Pressemitteilung und den daraus entstanden Medienberichten ist aus Sicht der Fahrradbranche nicht die Tatsache, dass auf mögliche Gefahren von schnellen Pedelecs hingewiesen wird, sondern dass alle Pedelecs über einen Kamm geschert werden: Während sich die meisten Kritik- und Gefahrenpunkte insbesondere auf die Klasse der schnellen Pedelecs beziehen, wird mit keinem Wort erwähnt, dass bis zu 95 % der verkauften Elektroräder (…) nicht dieser Klasse angehören und nur bis (...) 25 km/h unterstützen.“ „Von hohen Unfallrisiken durch schnelle Pedelecs, wie in einer aktuellen Studie des GDV beschrieben, kann also keine Rede sein“, erklärt Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV).

Einig sind sich alle Fachleute in den technischen Diensten, Ministerien und der Industrie, dass es eine technisch sinnvolle und die Nutzungsrealität abbildende neue Fahrzeugklasse der „schnellen Pedelecs“ darf. Diese fordert auch der GDV in seiner Meldung. Das Thema sei laut Brancheninsidern bereits in den relevanten Gremien wie dem FKT Zweiradfahrzeuge („Fachausschuss Kraftfahrzeugtechnik“, der beratend fürs Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung fungiert) und Arbeitsgruppen behandelt worden. Pikantes Detail: Das die vom GDV herangezogenen Tests durchführende Unternehmen Dekra hat sich an der entsprechenden Arbeitsgruppe nicht beteiligt. Jene hatte dem Verkehrsministerium bereits Ende 2009 einen konkreten Vorschlag für die Ausgestaltung einer neuen Fahrzeugklasse vorgelegt, die in weiten Teilen der Regelung in der Schweiz entspricht und beispielsweise auf einen Gasgriff gänzlich verzichtet.

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