Stromkonzerne halten ihre Reservekraftwerke zurück
Obwohl sieben Kernkraftwerke stillstehen und fünf weitere Reaktoren im Mai für Wartungsarbeiten vom Netz getrennt werden, wollen die Energieversorger laut Berliner Zeitung ihre eingemotteten fossilen Kraftwerke nicht in Betrieb nehmen. Danach befinden sich derzeit sechs Kraftwerksblöcke in sogenannter Kaltreserve, ein weiterer ist aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschaltet. Diese Gas- und Kohlekraftwerke sind nicht produktionsbereit, jedoch grundsätzlich funktionsfähig.
Nach Ansicht von Thorsten Lenck vom unabhängigen Analysedienst Energy Brainpool zeigt dies, dass die Energiekonzerne keine Versorgungsengpässe befürchten.
Beim Energiekonzern E.on, der das Gaskraftwerk Irsching 2 in Bayern und das Kohlekraftwerk Staudinger 2 in Hessen reaktivieren könnte, hieß es auf Anfrage der Zeitung: "Wir planen keine Änderungen in der Betriebsart unserer Kraftwerke." Eine RWE-Sprecherin sagte: "Ein 300-Megawatt-Steinkohleblock im Saarland ist derzeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Betrieb. Ob die Anlage später wieder ans Netz geht, ist derzeit offen."
EnBW verweigerte die Auskunft mit dem Verweis auf "wettbewerbsrelevante Informationen". Das Unternehmen könnte eine Anlage bei Stuttgart sowie zwei weitere Blöcke in Karlsruhe wieder in Betrieb nehmen.
Auch der Kohlekraftwerksblock Mannheim 3, der von EnBW, RWE und dem Mannheimer Versorger MVV betrieben wird, ist derzeit nicht am Netz.
Die Bundesregierung will die Energiewende nach Spiegel-Informationen mit Hilfe der Deutschen Bahn (DB) angehen. Das konzerneigene Stromnetz könnte demnach zumindest teilweise den umstrittenen Bau neuer Stromtrassen ersetzen. "Wir werden das prüfen", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dem Magazin. Details sollen nach Ostern bei einem Treffen von Fachleuten aus dem Verkehrs- und Wirtschaftsministerium, der Bahn und der Bundesnetzagentur geklärt werden.
Die Bundesnetzagentur, die den deutschen Strommarkt überwacht, setze ebenfalls auf die Bahn: "Angesichts des gewaltigen Ausbaubedarfs sollten alle Möglichkeiten" geprüft werden, sagte Präsident Matthias Kurth. Die Bahn verfüge über "das einzige flächendeckende Stromnetz, das wir in Deutschland haben".