Wildschweine in Rheinland-Pfalz durch Tschernobyl-Strahlung belastet
Bei untersuchten Schwarzwildproben im Zeitraum von April 2010 bis Ende März dieses Jahres sei bei 405 Tieren der Grenzwert für radioaktives Cäsium 137 von 600 Becquerel pro Kilo deutlich überschritten worden. Das waren immerhin 18,4 Prozent aller Proben. Die kontaminierten Tiere seien entsorgt worden.
Im Pfälzer Wald und im Hochwald im Hunsrück müssen laut Ruhnke alle erlegten Wildschweine auf Radioaktivität getestet werden, bevor sie in den Handel gelangen. Diese zwei Gebiete seien 2001 als Untersuchungsreviere ausgewiesen worden, nachdem dort als einzige Regionen in Rheinland-Pfalz belastete Wildschweine festgestellt worden waren.
Hirschtrüffel kontaminiert
In der vergangenen Jagdsaison seien die Grenzwerte bei Schwarzwild häufiger überschritten worden als in den Jahren zuvor, erklärte die stellvertretende Leiterin des Instituts für Lebensmittelchemie in Speyer. Als Grund nannte Ruhnke den langen Winter. "Wildschweine hatten anders als in den Vorjahren weniger Eicheln und Bucheckern als Nahrung zur Verfügung", sagte die Expertin. Die Tiere hätten stattdessen nach Hirschtrüffeln buddeln müssen.
Wildtiere wie Rehe oder Füchse sind den Angaben zufolge nicht betroffen. "Der Verzehr von Pilzen ist unbedenklich", betonte Ruhnke. Allerdings sollten Verbraucher nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche verzehren. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung können Pilze außerdem mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium angereichert sein.
Nach Angaben des Instituts für Kernchemie an der Universität Mainz beträgt die physikalische Halbwertzeit für Cäsium 137 exakt 30,2 Jahre. Nach Einschätzung des Landesuntersuchungsamtes werden deshalb in den nächsten Jahrzehnten weiterhin Grenzüberschreitungen bei Wildschweinen gemessen. Gisela Ruhnke warnt jedoch vor Panik: Der Verzehr von 200 Gramm Wildschweinfleisch mit einer Belastung von 4.000 Becquerel pro Kilogramm "entspricht der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria."