Wildschweine in Rheinland-Pfalz durch Tschernobyl-Strahlung belastet

26.04.2011 von

25 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl sind die Auswirkungen der radioaktiven Wolke in Rheinland-Pfalz in Messungen immer noch nachweisbar. "Bei Wildschweinen stellen wir immer wieder überhöhte Strahlenwerte fest", sagte Gisela Ruhnke vom Landesuntersuchungsamt in Speyer der Nachrichtenagentur dapd. Daran werde sich auch in den nächsten Jahrzehnten nichts ändern.

Bei untersuchten Schwarzwildproben im Zeitraum von April 2010 bis Ende März dieses Jahres sei bei 405 Tieren der Grenzwert für radioaktives Cäsium 137 von 600 Becquerel pro Kilo deutlich überschritten worden. Das waren immerhin 18,4 Prozent aller Proben. Die kontaminierten Tiere seien entsorgt worden.

Im Pfälzer Wald und im Hochwald im Hunsrück müssen laut Ruhnke alle erlegten Wildschweine auf Radioaktivität getestet werden, bevor sie in den Handel gelangen. Diese zwei Gebiete seien 2001 als Untersuchungsreviere ausgewiesen worden, nachdem dort als einzige Regionen in Rheinland-Pfalz belastete Wildschweine festgestellt worden waren.

Hirschtrüffel kontaminiert

In der vergangenen Jagdsaison seien die Grenzwerte bei Schwarzwild häufiger überschritten worden als in den Jahren zuvor, erklärte die stellvertretende Leiterin des Instituts für Lebensmittelchemie in Speyer. Als Grund nannte Ruhnke den langen Winter. "Wildschweine hatten anders als in den Vorjahren weniger Eicheln und Bucheckern als Nahrung zur Verfügung", sagte die Expertin. Die Tiere hätten stattdessen nach Hirschtrüffeln buddeln müssen.

Die für Menschen ungenießbaren Pilze seien, weil sie unter der Erde wachsen, mit dem radioaktiven Cäsium 137 kontaminiert. Die Radioaktivität ist der Expertin zufolge durch herabfallende Nadeln und Laub in die Böden gelangt. Nach dem Reaktorunglück am 26. April 1986 in dem ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl war eine radioaktive Wolke zog über halb Europa gezogen.

Wildtiere wie Rehe oder Füchse sind den Angaben zufolge nicht betroffen. "Der Verzehr von Pilzen ist unbedenklich", betonte Ruhnke. Allerdings sollten Verbraucher nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche verzehren. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung können Pilze außerdem mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium angereichert sein.

Nach Angaben des Instituts für Kernchemie an der Universität Mainz beträgt die physikalische Halbwertzeit für Cäsium 137 exakt 30,2 Jahre. Nach Einschätzung des Landesuntersuchungsamtes werden deshalb in den nächsten Jahrzehnten weiterhin Grenzüberschreitungen bei Wildschweinen gemessen. Gisela Ruhnke warnt jedoch vor Panik: Der Verzehr von 200 Gramm Wildschweinfleisch mit einer Belastung von 4.000 Becquerel pro Kilogramm "entspricht der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria."

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

...eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

...ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

...eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter