Atomkraftwerke gegen Flugzeugabstürze nicht geschützt
Der Kommissionsvorsitzende Rudolf Wieland sagte, dass keines der deutschen Atomkraftwerke die von dem Gremium angelegten höchsten Sicherheitsgrade zwei oder drei in allen Punkten erfülle. Nur der Schutzgrad eins werde bei einigen Anlagen voll erfüllt, aber auch nicht bei allen.
Mit Blick auf die Atomkatastrophe in Japan fügte er jedoch hinzu, ähnliche Defizite wie dort seien nicht festgestellt worden. Insgesamt seien die deutschen Anlagen bei den kritischen Punkten Notstromversorgung und Notkühlung vergleichsweise gut ausgelegt. "In der Summe kann ich feststellen: ja, es gibt einen großen Robustheitsgrad für die Anlagen, die wir hier untersucht haben", sagte Wieland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Kommission nach Verkündigung des dreimonatigen Atom-Moratoriums damit beauftragt, alle 17 deutschen Kernreaktoren auf ihre Sicherheit zu überprüfen. Das Ergebnis soll in den Abschlussbericht der Ethikkommission Energieversorgung einfließen. Diese Kommission erwägt einen Atomausstieg bis 2021 und sofortige Stilllegung von acht derzeit abgeschalteten Reaktoren. Die politische Entscheidung will die Regierung am 6. Juni treffen.
Ende März hatte die Reaktorsicherheitskommission die Kriterien für die Checks vorgestellt. In den Blick genommen wurden Naturereignisse wie Erdbeben, Hochwasser, Stürme oder Trockenheit und "zivilisatorisch bedingte Ereignisse" wie Flugzeugabstürze, Explosionen, Terroranschläge oder Cyber-Angriffe. Daneben wurden noch einmal die zentralen Sicherheitsaspekte wie Notstromversorgung und Notkühlung unter diversen Aspekten abgeklopft.
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW bemängelte, die sogenannten Stresstests seien nichts anderes gewesen als eine "freundliche Betreiberbefragung". "Das ist so, als würde man mit dem Pkw beim TÜV vorfahren und dort den Entwurf eines selbst erstellten Mängelberichts überreichen", erklärte IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz.
(Verena Schmitt-Roschmann / dapd)