100% erneuerbare Energie? Es gibt Fortschritte
„Heute ist es kaum noch möglich, auch nur eine einzige Stromleitung von einem Land in ein anderes zu führen – die Rechtsvorschriften sind ineffizient und die öffentlichen Widerstände oft stark“, sagt Antonella Battaglini vom PIK, eine der Autorinnen. „Wenn wir nicht heute noch mit dem Aufbau der Infrastruktur für ein SuperSmart Grid in Europa und Nordafrika beginnen, also für schlaue und länderübergreifende Stromnetze, können wir den Traum aufgeben, bis 2050 den Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien zu beziehen.“ Gute Fortschritte habe es in der EU mit der Veröffentlichung des auf zehn Jahre angelegten Elektrizitäts-Entwicklungsplans durch das Europäische Netzwerk der Übertragungsnetzbetreiber gegeben, erklärt Battaglini. Nahezu keinen Fortschritt hingegen bei der Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Auch müssten Werkzeuge wie das Aufteilen von Vorteilen beim Leitungsbau, etwa zwischen Netzbetreibern und den betroffenen Kommunen oder Landkreisen, und die Beteiligung der Bevölkerung im Planungsprozess weiterentwickelt werden.
Der Bericht prüft, ob die Vision einer zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien gespeisten Stromversorgung in Europa – ohne den Wärme-Markt zu betrachten – seit der Veröffentlichung eines Fahrplans vor einem Jahr näher oder ferner gerückt ist. Zu diesem Zweck werden sowohl Schlüsselfaktoren als auch Auswirkungen von Großereignissen analysiert. Das Nuklearunglück von Japan, gefolgt vom Atom-Moratorium in Deutschland, hat zum Beispiel kurzfristig einen zehnprozentigen Anstieg der Kosten von CO2-Emissionszertifikaten bewirkt, so der Bericht. Dies habe das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die erneuerbaren Energien verbessert.