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Gewinner und Verlierer des Atomausstiegs

06.06.2011 von

ForscherDer schnelle Atomausstieg in Deutschland sorgt für Turbulenzen nicht nur in der Energiewirtschaft. Die Energiewende spaltet Unternehmen und Gesellschaft in Gewinner und Verlierer. Ein
Überblick:

Die Verlierer

Die Kernkraftwerksbetreiber

Die vier deutschen Kernkraftwerksbetreibern E.on, RWE, EnBW und Vattenfall dürften nach einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) durch den schnellen Atomausstieg Ergebniseinbußen in einem Barwert von bis zu 22 Milliarden Euro erleiden. Das ist selbst für die ertragsstarken Energieriesen eine gigantische Summe. Kleiner Trost: Zumindest einen Teil der Einbußen dürften die Konzerne nach Ansicht von Branchenexperten durch die höheren Strompreise wieder wettmachen können, die sie für den Strom aus den anderen Kraftwerken kassieren.

Die energieintensiven Industrien

Die energieintensiven Industrien wie die Aluminiumproduzenten oder die Chemieindustrie stöhnen schon heute über die hohen Stromkosten in Deutschland. Deshalb warnen Branchenvertreter, ein weiterer Preisanstieg könne zu einem schleichenden Rückzug der besonders betroffenen Sparten aus Deutschland führen. Allerdings will die Bundesregierung mit Erleichterungen für die betroffenen Branchen gegensteuern.

Die Stromkunden

Normale Stromkunden werden aber wohl auf jeden Fall für Strom künftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Darin sind sich die Experten einig. Strittig ist eigentlich nur, wie tief. Nach Berechnungen des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie wird ein Durchschnittshaushalt jährlich voraussichtlich maximal 25 Euro im Jahr mehr zahlen müssen. 

Der Bundesfinanzminister

Bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble droht der Atomausstieg Löcher in die Haushaltskasse zu reißen. Zum einen fällt die Brennelementesteuer - wegen der sofortigen Stilllegung der Altreaktoren - deutlich niedriger aus als geplant. Oder sie fällt sogar ganz weg, wenn die Atomindustrie mit Klagen gegen die Steuer Erfolg haben sollte. Außerdem dürften der geplante beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien und die stärkere Förderung des Energiesparens zusätzliche Subventionen erfordern.

Die Gewinner

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau

Nicht nur die Hersteller von Solar- und Windkraftanlagen könnten zu den Gewinnern der Energiewende gehören, sondern auch viele andere
Maschinen- und Anlagenbauer. Der Umbau der Energieversorgung sei für die Branche "eine Art Konjunkturprogramm", sagte der für Energie zuständige Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thorsten Herdan. Zu den Gewinnern dürften dabei nicht nur Spezialisten, sondern auch Großkonzerne wie Siemens oder Bosch gehören.

Die Stadtwerke

Große Chancen bietet die Energiewende auch den Stadtwerken. Sie litten bislang unter der Marktmacht der großen Energiekonzerne, die die Stromerzeugung in Deutschland dominierten. Der Ausstieg aus der Kernenergie und der damit entstehende Bedarf an neuen Kraftwerken bieten ihnen nun die Möglichkeit, den Energieriesen durch den Neubau moderner Kohle- und Gaskraftwerke und von Windkraftanlagen Marktanteile abzujagen.

Das Handwerk

Auch das Handwerk kann auf eine Auftragsflut hoffen. Denn der geplante Ausbau der erneuerbaren Energien und die Bemühungen um mehr Energieeffizienz lassen sich ohne Heizungsbauer, Installateure und Dachdecker nicht verwirklichen. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, sprach bereits von einer "großen Chance" für das Handwerk.

Die Gasproduzenten

Zu den Gewinnern des deutschen Atomausstiegs dürften auch die Gasförderländer gehören - allen voran Russland. Dank neuer Fördertechniken waren die Gaspreise in Europa zuletzt drastisch eingebrochen. Doch mit Fukushima haben sich neue Perspektiven für die Förderländer eröffnet. Moderne Gaskraftwerke gelten als die klimaschonendste und am besten mit erneuerbaren Energien harmonierende konventionelle Kraftwerkstechnik. Die Nachfrage nach Gas dürfte deshalb deutlich steigen. Der Chef des weltgrößten Gasproduzenten Gazprom, Alexey Miller, rechnet bereits wieder mit wieder deutlich steigenden Preisen.

(Erich Reimann / dapd)

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