AKW Philippsburg I und Neckarwestheim I bleiben abgeschaltet
Die Kernkraftwerke Neckarwestheim I und Philippsburg I (siehe Foto) werden nach dem Ende des dreimonatigen Atommoratoriums nicht wieder angefahren. Der Energiekonzern EnBW als Betreiber der beiden Meiler teilte am Freitag in Karlsruhe mit, dass die Kraftwerke zwischen dem Ablauf des dreimonatigen Moratoriums und der geplanten Änderung des Atomgesetzes nicht wieder angefahren und ans Netz genommen werden.
Ausschlaggebend für die Entscheidung des Vorstands unter Einbindung des Aufsichtsrates sei letztlich die Abwägung zwischen kurzfristigen wirtschaftlichen Nachteilen und dem langfristigen Erhalt von Kundenbeziehungen und der Akzeptanz in der Gesellschaft und bei politischen Entscheidungsträgern gewesen, hieß es.
Mit Freude und Erleichterung haben die Atomkraftgegner in Hessen auf das angekündigte Aus der Blöcke A und B in Biblis reagiert. Die SPD-Fraktion in Wiesbaden zeigte sich am Freitag "erleichtert darüber, dass der RWE-Vorstand ein Einsehen hat". Die Grünen nahmen das Aus des umstrittenen Atomkraftwerks "mit großer Freude" zur Kenntnis.
Beide Parteien warnten jedoch auch davor, Biblis als sogennannte Kaltreserve zu behalten. Die rechtliche Lücke der Kaltreserve müsse geschlossen werden, forderte der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel. Die Grünen betonten, Biblis B als Kaltreserve zu nutzen, sei "völlig unsinnig". Ein Atomkraftwerk brauche rund 55 Stunden zum Hochfahren und sei daher zum Lieferung von Strom bei kurzfristigen Engpässen ungeeignet. Flexible Gaskraftwerke seien viel sinnvoller, sagte Grünen-Chef Tarek Al-Wazir.
Auch die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW warnte davor, Biblis B als Kaltreserve zu nutzen, da der Meiler dafür sicherheitstechnisch und rechtlich nicht in Betracht komme.
Die Spekulationen über eine mögliche Nutzung von Biblis B als Kaltreserve waren aufgekommen, weil der Betreiber RWE am Donnerstag mitgeteilt hatte, den Reaktor nicht mehr "zur regulären Stromerzeugung" einzusetzen.