Landesregierung will Biblis B nicht als Kaltreserve

23.08.2011 von

Das Atomkraftwerk Biblis B soll nach Ansicht der hessischen Umweltministerin Lucia Puttrich nie wieder ans Netz gehen. „Wir wollen Biblis B als Kaltreserve nicht“, sagte die CDU-Politikerin am Montag in Wiesbaden. Die Ministerpräsidenten aller Länder hätten bereits Anfang Juni klar gestellt, dass eine Kaltreserve nach Möglichkeit durch konventionelle Kraftwerke und nicht über Atomkraft sichergestellt werden sollte.

„Ein solches Kraftwerk wieder ans Netz zu nehmen, ist nicht vermittelbar“, sagte die Politikerin. Zuvor hatten die Grünen im Landtag ein klares Nein von der Landesregierung zur Nutzung von Atomkraftwerk Biblis B als Kaltreserve gefordert. Die Partei nannte Biblis B den störanfälligsten Reaktor in Deutschland.

Die Grünen beziehen sich dabei auf eine Antwort des Bundes-umweltministeriums an die Grüne-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl. Daraus geht hervor, dass von 1991 bis zum 5. August dieses Jahres 86 sogenannte meldungspflichtige Ereignisse beim Anfahren oder Wiederanfahren der 17 deutschen Reaktoren eintraten.

Spitzenreiter ist demnach das Atomkraftwerk Biblis B mit 21 Ereignissen vor Biblis A mit neun Meldungen. Auf Platz drei folgt Philippsburg 1 mit acht Störungen.

Ende August soll Kaltreserve feststehen

Den Grünen zufolge ist besonders auffällig, dass sich 10 der 21 Störfälle im Atomkraftwerk Biblis B in der Zeit von 2009 bis 2011 ereigneten, also in den letzten zwei Jahren. „Es wäre geradezu absurd, ausgerechnet dieses Atomkraftwerk zur Kaltreserve zu machen“, warnte der Fraktionsvorsitzende Tarek Al-Wazir.

Die „Frankfurter Rundschau“ hatte zuvor berichtet, weil Bayern und Baden-Württemberg ihre Atomkraftwerke nicht als Kaltreserve nutzen wollten, stehe von den Atommeilern nur noch das Atomkraftwerk Biblis B zur Debatte. Die SPD im Landtag erklärte deshalb, dass der Reaktor offenbar als Kaltreserve ausgewählt werde, liege an der atomfreundlichen Politik der Landesregierung. Das Atomkraftwerk Biblis B sei als Kaltreserve völlig ungeeignet.

Derzeit prüft die Bundesnetzagentur laut Umweltministerium noch, ob ausreichend konventionelle Erzeugungskapazitäten vorhanden sind, um auch im kommenden Winter die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Experten befürchten, dass es durch die Abschaltung der Altreaktoren im Herbst und Winter vor allem in Süddeutschland zu Netzzusammenbrüchen kommen könnte.

Im Gespräch ist, eines der abgeschalteten Atomkraftwerke als Kaltreserve vorzuhalten, vorzugsweise in Süddeutschland. Infrage kämen neben dem Atomkraftwerk Biblis B auch dei AKW Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 in Baden-Württemberg und das bayerische Isar 1. Ende August soll entschieden werden, ob und wo eine Kaltreserve notwendig ist.
(dapd/hba/ote/nsc /1)  

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