Ein Jahr nach Fukushima: Energiewende in der Kritik
Ein Jahr nach dem Atomunglück im japanischen Fukushima steht die Energiepolitik der Bundesregierung heftig in der Kritik. Umweltschützer kritisieren ebenso wie SPD und Grüne, die Energiewende laufe zu langsam. Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Ex-Umweltminister Klaus Töpfer sind unzufrieden. Bundes-kanzlerin Angela Merkel und die zuständigen Minister hingegen verteidigen ihr Vorgehen.
Am 11. März 2011 hatte ein schweres Erdbeben mit Tsunami mehrere Reaktorblöcke des japanischen Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi stark beschädigt. Es kam zu Kernschmelzen, radioaktive Strahlung trat aus. In Deutschland wurde wenige Monate später der Atomausstieg bis Ende 2022 beschlossen. Bis dahin soll der Anteil der erneuerbaren Energien kräftig ausgebaut werden.
SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte jedoch, die Vorbereitungen für die Energiewende stünden auf Stufe Null. „Nach dem Ausstiegsbeschluss scheint die Merkel-Koalition ihre Arbeit eingestellt zu haben", sagte er der Zeitung „Sonntag Aktuell". Es bestehe die große Gefahr, dass der Atomausstieg scheitere - mit verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen.
Der Ex-Umweltminister und frühere Chef des UN-Umweltprogramms, Töpfer (CDU), kritisierte, es fehle in der Energiepolitik an Nachdruck und Konsequenz. Während die Energiewende bei den Bürgern dynamisch verlaufe, benötige sie in Politik und Verwaltung dringend neuen Schwung, sagte er den „Ruhr Nachrichten".
EU-Energiekommissar Oettinger (CDU) beklagte, die Regierung setze zu sehr auf Freiwilligkeit. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, schaffen wir gerade einmal die Hälfte unseres Zieles - nämlich 10 statt 20 Prozent höhere Energieeffizienz", sagte der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg dem „Spiegel". (dapd/T2012031000032/cne/kos/3)