Energiearmut wachsendes Problem auch in Rheinland-Pfalz

13.07.2012 von

Hochgerechnet 36.800 Haushalten in Rheinland-Pfalz wurde 2011 aufgrund von Zahlungsproblemen zeitweise der Strom abgestellt. Die Zahl der insgesamt verschickten Mahnungen hat sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent erhöht. Sperrandrohungen haben nur leicht um ein Prozent zugenommen, aber die Zahl der durchgeführten Sperrungen hat sich mit sechs Prozent deutlich erhöht. Es ist also weniger Haushalten gelungen, eine Stromsperre abzuwenden. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zum Thema Energieschulden bei den rheinland-pfälzischen Grundversorgern.

Von 58 angeschriebenen Versorgern haben 67 Prozent den mehrseitigen Fragebogen ausgefüllt. Fast drei Viertel der Versorger, die geantwortet haben, bezeichnen das Thema Energieschulden und Zahlungsverzug in den letzten Jahres als zunehmendes Problem. „Um Zahlungs-rückständen und Energiesperren entgegen zu wirken, ist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich", so Ulrike von der Lühe, Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Sie fordert von der Bundes- und Landespolitik, tragfähige Lösungen in Angriff zu nehmen. Vor dem Hintergrund von bundesweit geschätzt über 700.000 Stromsperren im letzten Jahr duldet dies keinen Aufschub.

Bei Zahlungsschwierigkeiten bieten die angeschriebenen Grundversorger ihren Kunden unter anderem Ratenzahlungs-vereinbarungen, Prepaid-Zähler und eine Anpassung der Abschlagszahlungen bereits während des laufenden Jahres an. Die Zunahme von Stromsperren zeigt allerdings, dass die bisherigen Lösungsansätze der Versorgungswirtschaft nicht ausreichen, um dem Problem Energiearmut Herr zu werden.

„Die Energiewende zum Sündenbock zu erklären, greift zu kurz", stellt Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale, klar. „Das Problem der Energiearmut existiert schon wesentlich länger." Weder die Rentenerhöhungen haben mit den Energiepreissteigerungen Schritt gehalten noch der im Hartz-IV-Regelsatz enthaltene Stromkostenanteil und auch nicht die geringen Lohnsteigerungen vor allem im Niedriglohnsektor in den letzten Jahren. Bereits seit 2005 sind die Strompreise für die Privathaushalte um etwa 40 Prozent angestiegen. 

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