Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen Plutonium-Transport
Mit zwölf Schlauchbooten und einem Flugboot haben 50 Greenpeace-Aktivisten gestern Nachmittag auf der Weser vor Nordenham gegen den Transport plutoniumhaltiger MOX-Brennstäbe aus Sellafield (Großbritannien) in das Atomkraftwerk Grohnde protestiert.
Die Lieferung der acht Mischoxid-Brennstäbe ist der erste von zwei für diesen Herbst vorgesehenen Transporten aus der atomaren Wieder-aufarbeitungsanlage Sellafield an den Eon-Konzern. Insgesamt erhält Eon 16 plutoniumhaltige Brennstäbe für sein Atomkraftwerk in Grohnde. Aus dem Hafen in Nordenham sollen zwei Spezial-Lastwagen die Brennelemente nach Grohnde bringen.
Die Plutoniumfabrik in Sellafield kämpft seit ihrer Inbetriebnahme vor neun Jahren mit enormen technischen Problemen. Die Anlage sollte ursprünglich 120 Tonnen MOX-Brennelemente im Jahr aus der Wiederaufarbeitung von Atommüll produzieren. Erreicht hat Sellafield aber mit einer Gesamtproduktion von 13 Tonnen nur rund ein Zehntel der ursprünglich geplanten Jahresleistung. Nach dem Atomdesaster in Fukushima beschloss die britische Regierung schließlich, die Skandal-Anlage endgültig stillzulegen.
„Es ist zu befürchten, dass diese Brennstäbe aus Sellafield schadhaft sind", sagt Heinz Smita, Atomphysiker und Experte von Greenpeacel. „Die Plutoniumfabrik ist geschlossen und für die Qualität der Brennelemente gibt es keine Gewähr. Was jetzt von dort kommt, ist der Kehricht einer schrotten Industrieanlage." Hinzu kommt: Für defekte Brennstäbe gibt es derzeit keine Entsorgungslösung. Die für hochradioaktiven Atommüll normalerweise genutzten Castorbehälter sind für schadhafte Brennelemente nicht zugelassen.