Energiewende: Länder haben weiter verschiedene Positionen
Zu Beginn der Ministerpräsidenten- Konferenz auf Schloss Ettersburg bei Weimar sind erneut die verschiedenen Positionen der einzelnen Bundesländer zur Energiewende deutlich geworden. Während die norddeutschen Länder für den Ausbau der Windkraft votieren, können sich die süddeutschen Länder auch vorstellen, auf Gaskraftwerke als Übergangslösung zu setzen.
Trotzdem zeigten sich die Länder-Chefs optimistisch, eine gemeinsame Linie zu finden. Der Föderalismus habe sich bei der Lösung solcher nationalen Probleme schon in der Vergangenheit bewährt, sagte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am Rande der Veranstaltung.
Die Positionen zur Energiewende verliefen entlang eines Nord-Süd-Gefälles zwischen den Ländern, sagte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU): "Wir in Norddeutschland stehen länderübergreifend für einen weiteren Ausbau der Windenergie - und zwar auf dem Land und auf hoher See." Er glaube nicht zuletzt wegen ihrer Grundlastfähigkeit an diese Energieform.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dagegen sagte, er wolle die Grundlast des Energiebedarfs weiter über die Braunkohle decken. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schloss hingegen den Neubau von Gaskraftwerken als Übergangslösung zur Umsetzung der Energiewende nicht aus. Im Süden seien solche Anlagen wegen des dort vorhandenen hohen Energiebedarfs nötig, sagte er.
Unterschiedlich sind auch die Haltungen der Länderchefs zu einer Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Während sich beispielsweise Lieberknecht für Änderungen aussprach, will McAllister die energieintensiven Industrien auch weiterhin vor Belastungen durch die EEG-Umlage schützen. Solche Unternehmen seien das Rückgrat der deutschen Industrie. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, er wolle, dass nur noch solche Unternehmen von der Umlage befreit würden, die in einem internationalen Wettbewerb stünden.
Trotz inhaltlicher Differenzen bemühten sich die Ministerpräsidenten der Länder ihren Willen zu einer gemeinsamen Position zu betonen. Er könne gar keinen Nord-Süd-Konflikt bei der Energiefrage erkennen, sagte Scholz. Sein Bremer Amtskollege, Jens Böhrnsen (SPD), sagte, Energiepolitik lasse sich nicht regional machen. Es dürfe deshalb keinen Konflikt zwischen nördlichen und südlichen Ländern geben. "Das ist ein Thema, das von nationalem Interesse, von nationaler Reichweite und noch darüber hinaus von europäischer Dimension ist."
Erneut übten SPD-Ministerpräsidenten Kritik an der Koordinierung der Energiewende durch den Bund. Es sei Aufgabe des Bundes gewesen, aus 16 plus einer Energiewende eine einzige Energiewende zu machen, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Beck äußerte sich ähnlich. "Es muss auch klar sein, dass der Bund uns eine einheitliche Position vorschlägt", sagte er.
In mehreren Beratungsrunden suchen die Regierungschefs der Länder nach einer gemeinsamen Haltung zur Energiewende. Sie wollen sich damit auf den nächsten Energiegipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorbereiten, der für Anfang November 2012 geplant ist. Thüringen hat seit Anfang Oktober den Vorsitz in der Ministerpräsidentenkonferenz. (dapd / T2012102550806 / seh / K2590 / jwu / vf/ /3)