Bundesnetzagentur erwartet keinen Blackout in Deutschland
Trotz der angespannten Netzsituation rechnet der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, in diesem Winter nicht mit einem Blackout in Deutschland.
"Ich bin zuversichtlich, dass wir unter halbwegs vorhersehbaren Bedingungen diesen und auch den nächsten Winter ohne Blackout überstehen können", sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Die Netzbetreiber hätten vor dem Winter auch für extreme Wettersituationen Vorsorge getroffen. Allerdings schränkte Homann ein, eine Garantie für die Netzstabilität könne niemand geben. "Ganz außergewöhnliche Ereignisse" seien in den Prognosen natürlich nicht vorgesehen.
Gleichzeitig stimmte der Behördenchef die Verbraucher darauf ein, dass Strom noch teurer werden könnte. "Die Netzentgelte werden auch in Zukunft noch weiter steigen. Es stehen ja erhebliche Investitionen in die Energiewende und konkret in den Netzausbau an. Diese müssen finanziert werden."
Homann hofft aber, dass die angekündigte Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auch der Notwendigkeit einer stärkeren Kosteneffizienz Rechnung tragen wird. Auf diese Weise könne auch der weitere Anstieg der Strompreise wirksam begrenzt werden.
Auch im Interesse der Netzstabilität seien Nachbesserungen am Gesetz nötig, sagte Homann. Die Regelungen müssten so verändert werden, dass nicht mehr einfach Anlagen errichtet werden könnten, ohne darauf zu achten, ob der Strom transportiert werden kann.
Beim geplanten Bau von Tausenden Kilometern neuer Stromtrassen rechnet Homann noch mit einigen Herausforderungen. "Die schwierigen Schritte kommen erst noch, wenn die konkreten Leitungsverläufe festgelegt werden", sagte er.
Niemand freue sich darüber, wenn in seiner Umgebung neue Stromleitungen gebaut würden. "Natürlich wird es vor Ort Widerstände geben. Ich habe da keinerlei Illusionen. Aber das ist keineswegs überall der sogenannte Wutbürger, der gegen alle großen Infrastrukturprojekte protestiert. Vielfach geht es um sehr konkrete Entschädigungsfragen - also schlicht um Geld", sagte Homann.
Offen ließ der Experte, ob das deutsche Stromnetz je wieder so stabil sein wird wie vor der Energiewende. "Das muss das Ziel sein", sagte Homann. Doch werde das Stromnetz der Zukunft viel komplexer sein als das der Vergangenheit, weil sehr viel mehr Strom dezentral, lastfern und sehr viel volatiler eingespeist werde. "Natürlich wird so ein Netz mit wachsender Komplexität auch ein Stück weit anfälliger. Dies lässt sich nicht wegdiskutieren", sagte Homann.
Keinen Zweifel hat der Behördenchef, dass das letzte Kernkraftwerk in Deutschland 2022 abgeschaltet wird. "Das ist der am besten gesicherte Teil der Energiewende", sagte Homann. "Ich kann mir weit und breit keine politische Konstellation vorstellen, die den Ausstieg aus der Kernenergie und den Zeitplan, der damit verbunden ist, infrage stellt." (dapd / T2013010150261 / re / mwa /3)