Preisverfall im Emissionshandel bedroht EU Klimapolitik
Der Preisverfall im europäischen Emissionshandel bedroht den Erfolg und die Glaubwürdigkeit der Klimapolitik der Europäische Union (EU), warnen Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Preise der Zertifikate für Treibhausgasemissionen sind wegen eines hohen Überschusses stark gefallen und drohen weiter zu sinken. Allein seit Ende 2011 ist der Preis von 15 Euro auf unter fünf Euro gefallen - erwartet worden war ein Anstieg auf 30 Euro bis zum Jahr 2020.
„Die gewünschte Lenkungswirkung, nämlich den Unter-nehmen wirksame Anreize und klare Rahmenbedingungen für klimafreundliche Investitionen zu bieten, kann der Emissions-handel so nicht erfüllen", urteilen Karsten Neuhoff und Anne Schopp im aktuellen DIW- Wochenbericht.
Rasche Entscheidungen der deutschen Politik sind notwendig, damit das Angebot auf europäischer Ebene schnell und nachhaltig verknappt werden kann. Die Analyse zeigt, dass sowohl die von der EU-Kommission vorgeschlagene Verschiebung der Versteigerung von Zertifikaten - das sogenannte Backloading - als auch eine langfristige Strukturreform des Emissionshandels unumgänglich sind.
„Das europäische Emissionshandelssystem ist eine tragende Säule der EU-Klimapolitik und sollte unbedingt gestärkt werden“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Karsten Neuhoff. Weil Industrieunternehmen und Stromerzeuger für den Ausstoß von Treibhausgasen Zertifikate kaufen müssen und ungenutzte Zertifikate verkaufen können, erhalten Klimaschäden einen Preis. So können Unternehmen längerfristige Reduktionsziele bei strategischen Entscheidungen berücksichtigen. Ohne den europäischen Emissionshandel hätten Unternehmen der Klimapolitik niemals so viel Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie das heute tun. Durch den starken Preisverfall drohe die Steuerungswirkung nun jedoch zu verpuffen.