Reaktordruckbehälter haben tausende Risse
Tausende neu festgestellte Risse in den Reaktordruckbehältern der beiden belgischen Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 haben möglicherweise schwerwiegende Konsequenzen für sämtliche Atomkraftwerke weltweit. Zwei renommierte Materialwissenschaftler warnten am Freitag nach ihrer Neubewertung der Funde davor, die Risse könnten durch ein bisher unbekanntes Phänomen der Materialermüdung entstanden sein. Davon könnten auch die deutschen Atomkraftwerke betroffen sein. Greenpeace fordert, sämtliche 439 Reaktordruckbehälter weltweit genau zu überprüfen.
Schon 2012 Risse im Reaktordruckbehälter
Bereits im Sommer 2012 wurden bei der Revision des belgischen Reaktors Doel 3 mit Ultraschalluntersuchungen unerwartete feine Risse im Stahl des Reaktordruckbehälters festgestellt. Wenig später entdeckten Inspekteure ähnliche Risse im Reaktordruckbehälter des Reaktors Tihange 2. Experten deuteten die Risse in den Reaktordruckbehältern als sogenannte Wasserstoffflocken, Fehleinschlüsse bei der Herstellung des Reaktorsdruckbehälters. Daher wurden hauptsächlich alte Herstellungsunterlagen gesichtet. Eine komplette und genaue Untersuchung der Reaktordruckbehälter blieb aus. Herstellungsfehler konnten jedoch nicht belegt werden.
Die Atomaufsicht ordnete weitere Tests an und veröffentlichte im Dezember 2014, dass dabei weitere Tausende Risse in den Reaktordruckbehältern gefunden worden waren, deutlich mehr als erwartet. Insgesamt wurden 13.047 Risse im Reaktordruckbehälter Doel 3 und 3149 Risse im Reaktordruckbehälter von Tihange 2 entdeckt.