Prokon: Risikogeschäfte mit Ökostrom

11.05.2015 von



„Unser Produkt ist wie ein grünes Sparbuch“, so hatte der Windkraftbetreiber Prokon vor vielen Jahren mit ihrer Geschäftsidee geworben. Mit acht Prozent Zinsen hatte der Windkraftbetreiber Prokon versucht, viele Kleinanleger für sich zu begeistern. Circa 75000 Anleger konnte man davon überzeugen, in das Unternehmen insgesamt 1,4 Milliarden Euro zu investieren. Verbraucherschützer und Presse warnten vor dem zwielichtigen Geschäftsmodell, Experten sprachen vom totalen Verlustrisiko. 2014 bewahrheiteten sich die Befürchtungen vieler Kritiker und Prokon meldete Insolvenz an. Doch wie kam es zur brisantesten Pleite der Windenergie Branche.

Seit dem Jahr 1998 bietet Prokon „Ökologische Kapitalanlagen“ an Windpark-Fonds an. Als sogenannter Kommanditist war man damit faktisch Eigentümer der Windparks. Rund 4600 Kommanditisten investierten damals rund 110 Millionen Euro in die Fonds. Im Gegenzug wurde den Kommanditisten eine jährliche Mindestausschüttung von sechs Prozent versprochen. Prokon arbeitet damit als Dienstleiter, der die Geschäftsführung der Windparks übernahm.

Dieses Modell lief anfangs gut, bis dann die tatsächlichen Gewinne der Windparks zunehmend sanken und oft hinter den prognostizierten Gewinnen zurückblieben. So musste man 2004 sogar einen Windpark verkaufen, um die versprochenen Ausschüttung zahlen zu können. 2007 verschlimmerte sich die Situation weiter und man konnte die Ausschüttung an die Anleger nicht mehr fristgerecht zahlen. Insgesamt erzielte man 40 Millionen Euro weniger Einnahmen als prognostiziert.

Risikogeschäfte mit Prokons Genussscheinen

Doch die Windpark-Fonds waren nicht die zentrale Problematik. Einige Jahre zuvor versuchte man gleichzeitig ein anderes Geschäftsmodell in die Startlöcher zu bringen die sogenannten Genussscheine. Genussscheine ist eine Form der Unternehmensfinanzierung bei der Privatanleger Geld in ein Unternehmen investieren, ohne Stimmrechte oder eine andere Form von Einflussnahme zu genießen. Auf diese Weise können Anleger Chancen und Risiken eines Unternehmens übernehmen ohne dieses selber zu leiten. Wer wagt, gewinnt oder verliert alles. Beim Verlust gibt es keine Sicherheiten, lediglich Erfolgsbeteiligungen werden zugesichert, falls Gewinn erwirtschaftet wird. Im Falle von Prokon warb man mit jährlichen Dividenden von bis zu acht Prozent.

Prokon wird in der Presse stark kritisiert

Das Geschäftsmodell wurde von der Presse und Verbraucherschützern stark kritisiert. Man warb mit den Vorteilen, aber klärte nur unzureichend über die Risiken auf. So warnte die taz bereits 2010 vor den Riskien: „Prokon-Anleger glauben, in Windräder und biogene Kraftstoffe zu investieren“, sagt Klaus Boe, ein Unternehmer aus dem Sauerland, der sich 2003 noch als Gesellschafter in einen Windkraftfonds von Prokon einkaufte. „Faktisch wird das Geld mit totalem Verlustrisiko auf Vertrauensbasis an die Prokon-Genussrechte-Firma verliehen, die es in einem kaum durchschaubaren Geflecht anderer Prokon-Firmen weiterverleiht.“

Er sollte recht behalten, auf Grund der stark sinkenden Winderträge vieler Windparks zwischen 2000 und 2006 konnte teilweise nur 80 Prozent des kalkulierten Stroms erzeugt werden. Dieser Umstand wirkte sich auch auf die tatsächlichen Gewinne von Prokon aus, die weit hinter den Erwartungen zurück blieben. Die Versprochenen Ausschüttungen konnten so nur noch mit dem Geld bezahlt werden, welches von neuen Anlegern eingenommen wurde. Eine Blase die in wenigen Jahren zu platzen drohte.

Bereits 2011 konnte nach Ansichten des Handelsblatts nicht ausreichend Gewinn erwirtschaftet werden, um die versprochenen Ausschüttungen an die Anleger zu leisten. 2014 meldete Prokon die Insolvenz an. Mit Verlusten von rund 478 Millionen Euro müssen die Anlegern höchstwahrscheinlich auf mehr als  40 Prozent ihrer Investitionen verzichten. Aktuell ist das Insolvenzverfahren im vollem Gange. Viele Firmen darunter Capital Stage und EnBW geben Angebote für Prokon ab. Falls es zu keinem Verkauf kommen sollte, würde die Firma von ihren Anlegern übernommen werden und zu einer Genossenschaft werden.

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