Tschernobyl prägte Einstellung zur Atomkraft
30 Jahre nach der bisher größten Atomkatastrophe in Tschernobyl halten 85 Prozent der Deutschen über 45 Jahre einen ähnlich schweren Atomunfall auch in Mittel- und Westeuropa für möglich. Dies ist das Ergebnis einer TNS-Emnid Umfrage im Auftrag von Greenpeace.
Obwohl die Bundesrepublik ihre sieben ältesten AKW und den Pannenreaktor in Krümmel bereits im Jahr 2011 abschaltete und den Atomausstieg beschloss, drohen riskante Pannenreaktoren in den französischen, belgischen und Schweizer Grenzgebieten Deutschland bei einem Unfall radioaktiv zu verseuchen.
Neun Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, Tschechien und der Schweiz liegen weniger als 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt - darunter die belgischen Risikomeiler Tihange und Doel und das französische Uralt-AKW Fessenheim. Berechnungen zur radioaktiven Ausbreitung zeigen, dass im Falle eines Super-GAU weite Teile Deutschlands vom radioaktiven Niederschlag betroffen wären.
61 Prozent der Befragten gaben an, Tschernobyl habe ihre persönliche Meinung über Atomkraft negativ verändert. 66 Prozent äußerten, sie hätten Sorge gehabt, dass Tschernobyl sie persönlich betreffen könne. Nach der Explosion in Reaktor 4 des ukrainischen AKW wurden am 26. April 1986 gewaltige Mengen Radioaktivität freigesetzt und zogen mehrmals um die Welt. Besonders Süddeutschland wurde in erheblichem Maße verstrahlt.
Die Bundesregierung hält trotz erhöhter Gefahr durch Terroranschläge und technischer Anfälligkeiten am Atomausstieg bis 2022 fest. Zudem setzt sich Deutschland nicht genug für einen europäischen Atomausstieg ein.