Gazprom muss hoffen
Die schwache Bewertung des Konzerns hat mit vielen Faktoren zu tun. Aktienexperten sehen viel Felder, auf denen der Konzern Baustellen zu schließen hat. Das wäre normalerweise kein Problem, aber in der jetzigen Wirtschaftskrise sind Kredite schwer zu bekommen. Und die sind nötig: Die jetzt geförderten Gasmengen stammen aus lange bewirtschafteten Feldern und sind wahrscheinlich insgesamt rückläufig. Zwar gibt es weitere Gasfelder, doch deren Erschließung kostet Milliarden.
Zu schaffen macht dem Konzern auch, dass er immer wieder in den Verdacht gerät, als politische Waffe missbraucht zu werden. Das war im Georgien-Krieg so, und auch in der Gaskrise vom Jahreswechsel wird das vermutet. Das stärkste Kapital eines Energielieferanten sind Versorgungssicherheit und Zuverlässigkeit. Beides leidet unter dem Verdacht der politischen Einflussnahme stark. So ist es gar nicht mal der Gasstreit, der am schlimmsten auf das Gazprom-Image wirkte.
Erinnern wir uns: Russland und die Ukraine streiten sich zum Jahreswechsel über die Gaspreise, die die Ukraine entrichten muss. Das hat mit Europa erstmal nicht zu tun, die EU würde auch bei einem Streit Japans mit Saudi-Arabien nicht einschreiten. Selbst wenn es stimmen würde, dass die Ukraine den Pipelines nach Europa ungerechtfertigter Weise Gas entnommen hätte - selbst dann hat das mit Europa nichts zu tun. Doch um in ihrem Streit mit der Ukraine den Druck zu erhöhen, drehten die Russen den Gashahn zu. Wenn zwei sich streiten, litt plötzlich der unbeteiligte Dritte.
Die Folge: Flüssiggas, alternative Pipelines und weitere Gaslieferanten - plötzlich wird an allen Ecken und Enden nach Alternativen zu russischem Erdgas gesucht.
Einen steigenden Gaspreis, den braucht Gazprom dringend.